„DIE SCHWARZE ORCHIDEE“ - 6. April 2003

Von den gut 20 Opern des Eugen d’Albert sind wahrscheinlich nur drei noch einigermaßen präsent auf den Opernbühnen: „Tiefland“, „Die toten Augen“ und „Der Golem“. Im Rahmen ihrer Reihe mit Opern aus den zwanziger Jahren hat nun das Theater Augsburg „Die schwarze Orchidee“ auf die Bühne und ins Bewußtsein gebracht.

Wie schon Martinus „Drei Wünsche“ in der vergangenen Saison, so ist auch die „Orchidee“ ein Verarbeiten und ein Kommentar auf die Zeit. Nur daß man bei d’Alberts New Yorker Gangstergeschichte um den Gentleman-Einbrecher, der an jedem Tatort eine selbstgezüchtete schwarze Orchidee hinterläßt, eigentlich das Gefühl hat, daß er die neue Zeit zwar adaptiert hat, sie aber nicht so recht mag. D‘Albert spielt mit den Versatzstücken, wie dem farbigen Diener, den Saxophonen (die sogar eine eigene Hymne bekommen) und dem Banjo, aber sein echtes Herzblut gehört den Szenen, die den großen spätromantischen Bogen spannen und immer wieder dem Walzer, der wienerischer gar nicht sein kann. Da helfen auch nicht die Lady Grace und der eher englische Kommissar Pinkleton oder die verruchte Mount Everest-Bar mit ihren Kostümcharaden im durchaus flotten Libretto von Karl Michael von Levetzow. Der Stoff wie auch die Musik zeugen von einer spielerischen Beherrschung der Mittel, die allerdings in einem heterogenen Durcheinander enden.

Die Regie von Thomas MITTMANN versucht gar nicht erst irgend etwas zu transponieren oder zu deuteln. Die zwanziger Jahre leben in Möbeln, Kostümen und dem Glamour (Ausstattung: Wolfgang BUCHNER). D’Albert sagte selbst, er wolle eine heitere Musik schreiben, und so gibt sich auch das Orchester unter der Leitung von GMD Rudolf PIEHLMAYER mit Spielfreude ganz dieser Heiterkeit der „opera grotesce“ hin.

Aber wie schon zur Zeit der Uraufführung Ende der zwanziger Jahre diese Heiterkeit nicht so recht aufkommen mochte, so beschränkt sich auch hier die Begeisterung auf die engagierten Solisten, allen voran Sally du RANDT als Lady Grace oder auch Zurab ZURABISHVILI als Einbrecher Percy. Selbst wenn am Ende Nikola DAVID als treuer Diener wie Mary Poppins in den New Yorker Himmel entschwebt, nachdem sich die Hauptfiguren, Räuber und Beraubte, natürlich glücklich gefunden haben, bleibt die Heiterkeit etwas schal. Trotzdem darf man auf die Fortsetzung der Reihe in der nächsten Saison mit Emmerich Kalmans „Herzogin von Chicago“ gespannt sein.
Kerstin Schröder