„ORPHEUS IN DER UNTERWELT“ - 21. Juni 2003

Ich habe schon von Laientheateraufführungen gehört, ebenso wie von Laienorchestern, aber eine Laien-Opernaufführung war auch für mich ungewohntes Terrain. Eine solche gab es nämlich in der TriBühne Norderstedt zu erleben. Nach eineinhalbjähriger Vorbereitungszeit war die Produktion von „Orpheus in der Unterwelt“ fertig, und das Ergebnis kann sich durchaus sehen und hören lassen. Es wurde sogar eigens für diese 6 Aufführungen eine neue Übersetzung in Auftrag gegeben, für die Bodo Wartke mit viel Witz sorgte. Der war auch in der Inszenierung von Kristina LEOPOLD vorhanden. Während sich der erste Akt noch streckenweise ein wenig schleppte, sprühten die anderen nur so vor Komik. Die Götterrevolte war einfach herrlich. Sie wurde von der Gewerkschaft „offen.bach“ (etwaige Ähnlichkeiten mit der Realität sind nicht gewollt und damit rein zufällig) mit vielen Schildern („Boah! Wat langweilig“ oder „Jupi ist doof“) organisiert. Es war auch mal sehr schön, einen (von Iris LUGIN) choreographierten Can-Can zu sehen und nicht das übliche In-einer-Reihe-stehen-und-die-Beine-in-die-Luft-schmeißen.

Die musikalische Umsetzung litt gelegentlich an den offenbach’schen Anforderungen. Das ORCHESTER FORUM NORDERSTEDT der dortigen Musikschule bröckelte manchmal auseinander (z.B. im Finale des 3. Aktes), die Dialoge gerieten ab und zu etwas holperig, dennoch machte die Aufführung einen großen Spaß, was das Publikum zu honorieren wusste. Begeistert wurde jeder Künstler beklatscht, auch diejenigen, die hinter der Bühne wirkten. Es ist sehr interessant, zu erfahren, was hinter einer Opernproduktion alles steckt.

Bei den Akteuren fiel v.a. Robert SCHOMACKER als trottelig, aber auch liebevoll-väterlicher Jupiter auf. Seine Frau Juno (Irmgard BACHMANN) war mir nicht resolut genug. Gleiches gilt für die öffentliche Meinung von Svenja RISSMANN. Christian SCHUMACHERs Pluto hatte eine wahrhaft dämonische Ausstrahlung. Simon BODE und Ulrike LEOPOLD als Orpheus und Eurydike waren adäquat besetzt. Manuel FRITZE als Styx, Annette KÖHNSEN als Venus, Ulrike WIESENMÜLLER als Minerva, Sara GEBH (Amor), Henrike SCHMIDT (Diana), Dirk TIMMERMANN (Merkur) und Clemens MANNES (Mars) trugen ihren Teil zu einer gelungenen Aufführung bei. Weiter so! Wolfgang Schmoller