"DIE LIEBE ZU DEN DREI ORANGEN" - 23. Dezember 2006

In der Pause hörte man einige pikierte Stimmen, das sei ja ein Märchen, eine Kinderoper. - Nun, ein Märchen schon, aber warum deshalb eine Kinderoper? Einfach viel Spaß soll sie wohl sein, die "Liebe zu den drei Orangen".

Und Regisseur Igor FOLWILL läßt es sich nicht nehmen, diesen Spaß zu inszenieren. Punktgenau bebildert er die rasante Musik, führt seine Sänger durch den Abend. Und die machen mit.

Wie Rúni BRATTABERG, dessen König wie ein freundlicher Boris Godunov auf viel zu großen Füßen und mit wohlklingendem Bass daherkommt. Oder Marc HAFFNER als der Prinz mit recht angestrengter Höhe aber großer Spielfreude und Gestaltung und einem Äußeren wie ein schüchterner englischer Student, statt im Rollstuhl in einer Mülltonne hockend plötzlich zu lachen beginnt. Ein bunter Haufen tritt hier auf. Leander (Kwang-Keun LEE) als blondes Moshammer-Double ohne Hund, Clarisse (Rita KAPFHAMMER) böse und mit strenger Frisur, der Zauberer Tschelio (Jie MEI) wie aus dem Chicago der Prohibition mit Streifenanzug, Hut und kleinem Bärtchen, seine Gegenspielerin Fatamorgana (wunderbar dämonisch gesungen von Merav BARNEA) grün-schwarz wie die Hexe aus einem Kartenspiel, allesamt mit viel Liebe zum Detail ausgestattet (Kostüme: Angela C. SCHUETT).

Dazu die Bühne von Manfred GRUBER, die besonders durch ihre durchdachte Lichtregie besticht, dann aber wieder, wie in der Kreonta-Szene, viel Material aufbietet. So wohnt die Köchin (mehr kauzig denn gefährlich: Kakhaber TETVADZE) in einer überdimensionalen Frauenfigur aus übergroßem Küchengerät. Auch die obligate riesige Suppenkelle darf da natürlich nicht fehlen.

Das PHILHARMONISCHE ORCHESTER DER STADT ULM unter Alexander DRCAR begleitet spritzig mit viel Temperament. So sind auch an diesem Abend alle, die sich im das Publikum einbeziehenden Prolog noch über Komödien und Tragödien stritten versöhnt, ob dieser Oper, die auch am Abend vor Heilig Abend einfach nur Spaß macht. KS