WEIHNACHTSGALA José CARRERAS - 15. Dezember 2007

Eines sei vorweggesagt: Obwohl das Konzert in der Halle der Krefelder Pinguine stattfand, war es ein frackloser Abend. Der Stimmung tat das keinen Abbruch. José CARRERAS gab eines seiner wenigen diesjährigen Konzerte in Deutschland gemeinsam mit Rebeca OLVERA, einem jungen, höchst talentierten Sopran.

Dem Titel entsprechend war das Programm sehr weihnachtlich, begann allerdings mit der Polonaise aus "Eugen Onegin". Hierbei zeigte sich das Manko der NIEDERRHEINISCHE SINFONIKER, deren sehr blecherner Klang dem Stück etwas Atmosphäre nahm, obgleich Dirigent David GIMÉNEZ alles tat, aus dem Klangkörper das Bestmögliche herauszukitzeln. Khachaturians "Spartacus" im zweiten Teil klang dann gleich motivierter.

Im ersten Teil mit einer Auswahl eher internationaler Weihnachtslieder, bekam der zweite Teil sehr zu unserer Freude einen latent katalanischen Touch. Trotz der großen Halle und der nicht immer perfekten Tontechnik, die unsere Plätze jedoch glücklicherweise weniger beeinträchtigte, ließ es sich der Tenor nicht nehmen, besonders mit leisen, verinnerlichten Tönen zu punkten.

Nach "Adeste Fidelis", "Mille Cherubini in coro" und vor allem dem "Pregaria" von Alvarez und "O Holy Night" vor der Pause, waren es nach der Pause "Tu scendi dalle Stelle", "La virgen lava pañales", "El cant dels ocells" sowie "White Christmas" (inklusive der selten zu hörenden Einleitung) und zusammen mit Rebeca Olvera "Panis Angelicus" und "The drummer boy".

Der junge Sopran beeindruckte mit einer den klassischen deutschen Weihnachtsliedern "Leise rieselt der Schnee" und "Guten Abend, Gute Nacht" angemessenen Schlichtheit im Vortrag sowie einer exzellenten Diktion im Englischen bei "Joy to the world".

Der für Weihnachtskonzerte unvermeidliche Kinderchor wurde diesmal durch den KNABENCHOR DER CHORAKADEMIE KEMPEN doch gut vertreten. Kein Gekiekse, kein Gequietsche, sondern in weiten Strecken solider Gesang und anerkennenswerte Homogenität. Man hatte den Eindruck, daß der Chor auch von dem einfühlsamen Dirigat David Giménez' profitierte.

Bekanntermaßen fängt ein Carreras-Konzert mit den Zugaben erst richtig an. Die dem Tenor eigentlich zu Unrecht nachgesagte übermäßige Ernsthaftigkeit geht bei diesen Gelegenheiten regelmäßig flöten, und so begann er den inoffiziellen Teil mit "I'll be home for Christmas" auch gleich mit einem gewissen Schalk im Nacken (Drohung oder Versprechen?). Nach einem schön phrasierten "O mio babbino caro" von Rebeca Olvera folgte selbstironisch schmachtendes "Guitarra romana", bei dem man sich fragte, in welchem Musikalienkeller José Carreras dieses Stück ausgegraben haben könnte (echt kitschiger Text, aber schön…), und wo eigentlich der Kontext mit Weihnachten steckt.

Das Konzert endete mit "Jingle Bells" und "Stille Nacht" im Duett mit dem Sopran. AHS & MK

P.S. Das anschließende Wrestling-Match um die Mäntel (eine Garderobe mit drei Aushilfsgarderobieren für 3.000 Leute) war nur durch typisch weibliche Netzwerkbildung zu überleben und dem Ereignis nicht wirklich angemessen.