"DER FREISCHÜTZ" - 12. Juli 2008

Der Wettergott hatte ein Einsehen - trotz strömenden Regens untertags tat sich für den Abend die Sonne auf, man konnte die Oper, gut eingewickelt in Decken und Mäntel, bis zum Ende auf der Burgruine "Rittersaal" auf Schloß Hellenstein genießen, in einer Inszenierung , die sich gut und sinnvoll dem Umfeld anpaßte und dem Sinne einer romantischen Oper entsprach.

Der Regisseur Bruno BERGER-GORSKI richtete sich frei nach der Vorlage des im "Gespensterbuch" von Johann Apel und Friedrich Laun, der literarischen Vorlage des Librettos, erzählten Handlungsgeschehens. Hier endet der "Freischütz" tragisch durch den Tod der Agathe und Regisseur Berger-Gorski setzte noch einen angedeuteten Selbstmord des zum Jägerburschen degradierten Max darauf, der in dieser Inszenierung ein Forstbeamter in Verwaltungsaufgaben war (gleich zu Beginn sah man ihn bei Erstellung von Listen und mit Rechenmaschine). So kann man einen "Freischütz" gut auf die Bühne bringen, noch dazu in dieser romantisch geheimnisvollen Burgatmosphäre, in welcher der das alles lenkende Samiel als Vertreter des Bösen von Anfang an die Schicksalsfäden zog und in allen Szenen auf der Bühne war.

Besonders beeindruckend war daher die "Wolfsschlucht"-Szene, in der man die Ecken und Nischen einer Burgruine besonders gut nutzen konnte, und die daher besonders gespenstisch zum Publikum herüberkam. Sehr sinnvoll gestaltete sich ebenso die Figur der Agathe, deren weiße beschützende Rosen sie während des ganzen Bühnengeschehens begleiteten und die ebenso beschützend auf ihrem toten Leib ruhten, während sich ihre Seele sich zum Klausner wendend gen Himmel wandte. Alles in allem, beste Regie-Ideen, bis auf die Bilderrahmen, die von den jeweiligen Protagonisten bei ihren Einsätzen über die Bühne geschleppt wurden. Sollte das jeweilige Schicksal der Figuren damit dargestellt werden?

Von der musikalischen Seite her muß man dem Orchester, den NÜRNBERGER SYMPHONIKERN, unter der Leitung von Marco-Maria CANONICA Referenz zollen. Die Stabführung von Herrn Canonica war von vorneherein auf Spannung ausgerichtet, schon die Ouvertüre ließ das kommende gespenstische tragische Handlungsgeschehen gut erkennbar anklingen.

Die Protagonisten stellten sich gut auf eine Freilichtaufführung ein. Hier ist besonders die Leistung des Kaspar Wieland SATTER hervorzuheben, der nicht nur stimmlich diesen satanischen Jägerburschen sehr gut darstellte, als Gegenspieler ebenso glücklich dafür gewählt mit profundem Baß Urs MARKUS als Eremit.

Als Max machte sich Peter BERNHARD dem Publikum bekannt, dessen dezenter Tenor sich wohl mehr in Mozart-Partien zu Hause fühlen könnte. Von den übrigen Herrenrollen ist der Kilian von Florian GÖTZ hervorzuheben, der aus dieser Rolle eine amüsante Figur machte; die weiteren Sänger wie Anders HALD als Ottokar und Karl-Friedrich DÜRR als Kuno fügten sich ausreichend in die Sängerriege der Herren ein.

Von den Damen würde von Darstellung und stimmlicher Leistung ein Rollenwechsel bei Jana HAVRANOVA vorzunehmen sein, sie würde besser als Ännchen denn als Agathe passen, ihr sehr schönes zartes Stimmvolumen würde diese Rolle besser ausfüllen, während Bianca SCHATTE als hier kratzbürstiges Ännchen allzu viel Temperament zeigte (das hin und her gerissene Hochzeitskleid von Agathe war ein trauriges Requisit) und dadurch leicht in den Sprechgesang verfiel.

Die immer geschlossen auftretenden Brautjungfern, gesungen von Eva-Maria HAUSSMANN, Monika KLAMM, Mirium KURRLE und Marie-Elisabeth STADELMANN konnten ihren "Brautjungfernchor" gut interpretieren.

Den Vogel allerdings schoß die Darstellung des Samiel von Klaus-Peter PREUSSGER ab, ein schwarzer Jäger in Kostüm und Maske wie man sich ihn vorstellt, zumal auch sein Ruf am Ende Oper "sechse treffen, sieben äffen" beim voraussichtlichen Tod des Max durch Mark und Pein ging.

Zu erwähnen seien noch die Bestauswahl einiger CHORISTEN DER STUTTGARTER OPER, die ja einen Freischütz durch den berühmten Chor erst zu einer "Volksoper" werden lassen.

Ein romantischer Abend in Heidenheim. I.St.