RENÉE FLEMING und ROLANDO VILLAZON - 19. Juli 2008

Für die Präsentation ihrer Gesangskunst hatten sich die beiden Bestkönner der Opernbühne eine Besonderheit ausgesucht - nämlich das Passionsspielhaus in Oberammergau, einem Ort, in dem bayerische Kultur sich voll auslebt, schon allein durch die alle zehn Jahre durch ein Gelübde der Oberammergauer im 17. Jahrhundert dargestellte Passion Christi. Mittlerweile wird das Passionsspielhaus, übrigens mit einer sehr guten Akustik ausgestattet, wie so manch andere Häuser dieser Art für andere Events genutzt, so daß man gespannt aus München anreiste, um diese beiden so selten auf Münchens Opernbühne auftretenden Künstler zu hören und zu sehen.

Ich glaube kaum, daß einer der Anwesenden enttäuscht wurde, und schon gar nicht von der Klangschönheit beider Stimmen und der Programmauswahl. Das MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTER, dieses Mal unter der Leitung von Emmanuel VILLAUME untermalte die Sängerbegleitung ausgezeichnet, während aber doch einige Orchesterstücke manchmal sehr schleppend kamen, besonders zu bemerken beim Vorspiel zum 4. Akt "La Wally" und bei Georg Friedrich Händels "Salomon", ("Einzug der Königin von Saba"). Zu einer endgültigen befriedigenden guten Leistung kam es am Ende des Abends bei George Gershwins "Cuban Ouverture." Auch ist die hervorragende Leistung des Konzertmeisters des Münchner Rundfunkorchesters Henry RAUDALES zu erwähnen, dessen Solovioline in der Meditation aus Massenets "Thais" erklang.

Bei den Solisten machte Renée FLEMING den Anfang mit den beiden Arien der Semele aus Georg Friedrich Händels gleichnamiger Oper und zeigte nicht nur hier, sondern während des ganzen Abend bestens disponiert mit ausdrucksstarken piani, in den Übergängen mit einer ausgeprägten Tiefe und angemessener Zurückhaltung in der Gestaltung, ganz auf den Gesang konzentriert, eine vollendete Diva der Opernbühne. Leider wirkte ihr ausgezeichneter Vortrag der Gavotte aus Jules Massenets "Manon" durch Zwischenbeifall Unwissender aus dem Publikum verzogen - schade. In "Somewhere over the rainbow" kann man sich die Künstlerin auch in Rollen der leichteren Muse vorstellen, zumal sie das zusätzlich im Duett mit Rolando VILLAZON am Schluß des Abends aus Leonard Bernstein "West side story" "Tonight" ausreichend bewies. Höhepunkt des ganzen Abends waren die best interpretieren Verführungskünste der "Manon" bei Des Grieux im Duett mit Rolando Villazon "Saint Sulpice".

Rolando Villazon zeigte wieder einmal stimmliche Höchstform in allen seinen Vorträgen - unglaublich, wie sich diese Stimme bei allen ihren Vorträgen verausgaben kann und immer wieder im Saal trägt, ein Teufelskerl ist dieser Villazon schlichtweg, und während seiner Vorträge stets nah am Publikum, (in dem er zwischen seinen Vorträgen spricht, sogar am Schluß vom Podium springt, um Autogrammwütigen ihre Wünsche zu erfüllen). Zu Beginn habe ich selten so perfekt im Vortrag "Ombra mai fu" aus "Xerxes" von Händel gehört. Wie immer die sog. "Ohrenwürmer" eines Tenors in Arienabenden "Recondita Armonia"aus "Tosca" und das Duett aus "La Bohème" "O soave fanciulla" gut harmonierend mit Renée Fleming.

Zu selten gehört Massenets "Le Mage" die Arie des Zarastra "Ah Parais!" und "The impossible dream" aus Mitch Leighs "Mann von La Mancha", letzteres sehr eindrucksvoll gesungen und einem im Publikum befindlichen kranken Mädchen gewidmet, das offenbar durch seine stimmliche Hilfe gegen den Tod ankämpfen konnte. Herr Villazon bewies in diesem Abend wieder einmal, dass er nicht umsonst zu den führenden Tenören der Welt zählt, und dabei ein bescheidener und liebenswerter Künstler bleibt.

Ein interessanter und nachklingender Abend. ISt