"NABUCCO" - 29. August 2008

Nach einigen Querelen in diesem Jahr um die Frage der Finanzierung und Spielplangestaltung gab es keine Neuinszenierung, sondern lediglich Wiederaufnahmen. Im Fall des "Nabucco" war dies keine besonders gute Idee, denn die Inszenierung von Denis KRIEF in dem wenig stimmungsvollen Einheitsbühnenbild und den kaum arenatauglichen Kostümen, die bereits im vergangenen Jahr mir am Fernseher nicht einzuleuchten vermochte, war auch bei der Livebegegnung nicht besonders eindrucksvoll. Für einen modernen Regietheaterzugriff wirkte alles viel zu beliebig und zu wenig durchdacht, für eine Prachtentfaltung mit eindrucksvollen Tableaus viel zu eintönig.

Es mußte daher allein die musikalische Seite den Abend retten. Ambrogio MAESTRI wirkte in Gesang und Darstellung etwas gebremster, als dies von seinen letzten Auftritten in Hamburg erinnerlich war, sang jedoch einen wunderbar phrasierten Nabucco und ließ sich zu keiner Sekunde durch die Dimensionen davon abhalten, auch piani zu singen. Auch Abigaille Alessandra REZZA überraschte zunächst durch einen sehr lyrischen Zugang zu der gefürchteten Partie, die mich befürchten ließ, sie würde den Abend nicht durchstehen. Davon war jedoch nicht die Rede, es waren alle Voraussetzungen vorhanden, um in der Rolle zu bestehen, und sogar auch noch den Charakter dieser Figur herauszuarbeiten. Eine beeindruckende Leistung.

Nachdem am vorangegangenen Abend die Bässe beeindruckt hatten, war hiervon keine Spur zu entdecken. Roberto SCANDIUZZIs Stimme als Zaccaria erklang mit eigentümlich hohlem Ton, ohne Autorität, konnte zu keiner Sekunde den Führer der Hebräer deutlich machen. Carlo STRIULI als Oberpriester des Baals war schlichtweg nicht vorhanden.

Fenena (Eufemia TUFANO) sang, vor allem um die Rolle glaubhaft darstellen zu können, mit zu brustig-lauter Stimme, was einen leicht vulgären Klang erzeugte. Valter BORIN als Ismaele ließ zu Beginn ein paar beeindruckende Töne vernehmen, die jedoch je länger der Abend dauerte, in der Höhe immer gequälter wurden; zudem verlegte er sich aufs Brüllen. Als Abdallo beeindruckte Angelo CASERTANO wenig, Stefania SPAGGIARI komplettierte als Anna.

Bestens in Form zeigte sich der CHOR, der nicht nur bei "Va pensiero" (mit in der Arena obligater Wiederholung) glänzte, sondern auch seinen weiteren umfangreichen Aufgaben gewachsen war (Leitung: Marco FAELLI).

Daniel OREN dirigierte mit Verve, schnellen Tempi und mit Sinn für Effekte, ohne diese vordergründig wirken zu lassen. Das ORCHESTER folgte ihm bedingungslos. Nachdem endlos zerdehntem Vorabend war dieses Dirigat nicht nur erholsam, sondern ließ das Publikum auch das Feuer von Verdis Musik direkt fühlen, das Oren mit zahllosen "Bravi" feierte. MK