"DER VAMPYR" - 10. Juli 2009

Der Kulisse des Schlosses Hellenstein in Heidenheim ist wie geschaffen für die Opern der Romantik, in der sich die Komponisten meist mit dem Märchenhaften, Übernatürlichen beschäftigt haben. So fand auch Heinrich Marschners leider so selten aufgeführtes Werk hier für einige Zeit eine besondere musikalische Heimat. In dem glänzend durchkomponierten Werk verspürte man die gute Zusammenarbeit mit Carl Maria von Weber, die Marschner fast in allen Musikteilen des Werks anklingen ließ. Vor allen Dingen fällt auf, daß Marschner seine großen Arien für die Hauptpartien gerade am Schluß seiner Oper plazierte, Arien, die durch ihre Stabilität des musikalisch Bedeutsamen dem Zuhörer im Gedächtnis bleiben.

Dem Regisseur Bruno BERGER-GORSKI und Klaus HELLENSTEIN, letzterer zuständig für Bühne und Kostüme, ist es übereinstimmend geglückt, diese übersinnliche Handlung des "Vampyrs" in Bestform, gepaart mit den sehr gut disponierten NÜRNBERGER SYMPHONIKERN unter der werksgerechten Stabführung von Marc TRADUE dem Publikum zu vermitteln. Die Bühne teilte sich in zwei Teile auf, in das Reich der Irdischen und in das Reich der Vampyre. Blutrünstig in Rot/Schwarz gekleidet befanden sich letztere auf der Schloßmauer und seilten sich von dieser hinab, dadurch konnte auch diese für das Handlungsgeschehen voll genutzt werden. Bemerkenswert ist auch der Schluß der Oper, der nach Textbuch ein happy end haben muß, hier aber wurden die Liebenden selbst zu Vampyren.

Die Titelfigur wurde von Björn LARSSON verkörpert, der rein vom Aussehen her das Unheimliche des zum Vampyr gewordenen Lord Ruthven nach anfänglicher Zurückhaltung gut herüberbringen konnte. Gerade seine Erzählung, wie er zum Vampyr wurde, konnte er eindrucksvoll darbringen. Sein Gegenspieler Edgar Aubry, der von ihm während der Erzählung gebissen und daher selbst zu einem solchen Ungeheuer wurde, wurde von Harrie VAN DER PLAS mit einem ausdrucksvollen Tenor gesungen, der sich ebenfalls nach anfänglicher Zurückhaltung steigerungsfähig entwickelte.

Den Vogel unter den Bräuten, die auf bedauerliche schauerliche Weise den Tod fanden, schoß an diesem Abend Sabine RITTERBUSCH als Emmy ab, eine ausdrucksvolle, technisch perfekte und mit sehr guter Gestaltungsfähigkeit ausgestattete Sopranstimme, während die im ersten Akt bereits den Tod findende Janthe in der Interpretation von Stephanie FORSBLAD sehr blaß erschien. Das letzte überlebende Opfer Malvina in der Rollenverkörperung von Ruxandra VODA konnte sich während des ganzen Abends stimmlich nicht durchsetzen. Ihre Mittellage erscheint problematisch, dadurch konnte sie keinerlei Sicherheiten in Höhe und Tiefe ihres Soprans aufzeigen.

Eine herrliche Studie erbrachte der Schauspieler Klaus-Peter PREUßGER als Vampyrmeister, dessen Gestaltung gerade von Dämonen und ähnlichen Figuren keine Grenzen kennt. Bei der Sängerriege der Herren gab es nur noch Urs MARKUS in der kleinen Rolle des John Berkeley, der durch Stimmschönheit in Erinnerung bleiben konnte, Karl-Friedrich DÜRR als Davenaut und Michael SIEMON als Diener George klangen überfordert.

Die STUTTGARTER CHORISTEN unter der Einstudierung von Edgar HYKEL waren gut geprobt, ebenfalls konnten sich die STATISTEN DER OPERNFESTSPIELE HEIDENHEIM gut auf der Bühne plazieren.

Zu erfragen wäre, welche Bedeutung der von dem Mädchen Emmy ständig mit sich getragene Bilderrahmen bis zu deren tragischem Ende haben soll. Alles in allem - ein unvergeßlicher romantischer Opernabend in Heidenheim. ISt