"DER SCHMIED VON GENT". - 13. März 2010

Das hätte Franz Schreker (1878-1934), dem Tierfreund, wohl gefallen. In der Szene mit der heiligen Familie und dem Esel kommt in Chemnitz ein echter Esel auf die Bühne, den der Trubel und die Musik offensichtlich überhaupt nicht stören, vielleicht mag er sie ja sogar.

Aber von vorn. In Chemnitz spielt man zurzeit den "Schmied von Gent", Schrekers letzte Oper, die bei aller Schreker-Renaissance doch eher vernachlässigt worden ist. Und das zu unrecht, wie man sehen und hören kann.

Schreker hat bei fast allen seiner Opern nicht nur das Libretto selbst geschrieben, sondern auch den Stoff selbst erfunden. Beim Schmied greift er auf eine vorhandene Geschichte von Charles De Coster (1827-1879) zurück, die er aber leicht bearbeitet, einen Faust-Stoff in der Volksversion sozusagen.

Faust ist hier Smee, der Schmied aus Gent. Zunächst ist Smee erfolgreich und beliebt. Dann aber wirbt ihm sein skrupelloser Konkurrent Slimbroek die Kundschaft ab. Ohne Arbeit aber ist Smees Leben sinnlos geworden, und er will sich umbringen. Drei Teufel halten ihn davon ab und versprechen reichlich Arbeit und Geld, wenn sie nach sieben Jahren Smees Seele erhalten. Er willigt ein. Nach den sieben Jahren aber tut Smee Gutes an der bereits erwähnten heiligen Familie (die Geschichte spielt im 16. Jahrhundert, und die heilige Familie ist immer noch unterwegs) und hat drei Wünsche frei. Mit deren Hilfe bezwingt er die Teufel, die ihn holen kommen. Arbeit und Geld sind trotzdem weg, und er stirbt wenig später. Auf dem Weg in den Himmel kommt er an der Hölle vorbei, wo die Teufel ihn aber nicht einlassen. Allerdings will auch Petrus ihn nicht im Himmel. Erst durch die Fürsprache des Heiligen Josef wird klar, daß Smee eigentlich doch ein Guter war, und er darf ins Paradies.

Schreker liebte Märchen, und man vermutet fast eine Trotzreaktion des Komponisten, eine solche Oper 1932 zu schreiben. Die Nazis sorgten dann auch dafür, daß das Werk des Juden nicht lange auf dem Spielplan war. Dabei war Schreker beliebt und auch in dieser Oper entwickelt sich seine Musik sogartig und fesselnd, wenn auch geerdeter als in den früheren Werken. Der Chemnitzer GMD Frank BEERMANN streicht all dies gut heraus.

Regisseur Ansgar WEIGNER setzt in seiner Inszenierung auf Parallelen von Titelheld und Komponist (Bühne mit vielen Noten und überdimensionalem Flügel Siegfried E. MAYER), indem er den sehr guten Oliver ZWARG immer wieder auch als Schreker-Double präsentiert, gerade auch am Ende, wenn Smee in den Himmel kommt, Schreker aber im Komponierstüberl zurückbleibt. Auch Undine DREIßIG als Smees Frau, Edward RANDALL als Slimbroek, Martin GÄBLER als Teufel in Gestalt Herzog Albas, Viktor SAWALEY als Teufel Henker Jakob Hessels, Judith KUHN als Teufelin Astarte sowie in kurzer Partie Kouta RÄSÄNEN als Petrus runden eine gute Ensembleleistung ab.

Schön, daß das Label CPO die Aufführung für CD mitgeschnitten hat, so daß man nicht bis zur nächsten Inszenierung warten muß, um Schrekers wunderbare Musik hören zu können. KS