FESTIVAL JUNGER STIMMEN - 19. Oktober 2013

Ein Opernfest im "Mühlehof" Mühlacker - Hochbegabte junge Sänger brillieren im Festival junger Stimmen

Ein Feuerwerk schönster Opernmelodien war angekündigt, und es gelang, dieses beim Festkonzert der Gottlob-Frick-Gesellschaft furios zu zünden.

Zunächst löste die Programmzusammenstellung Erstaunen aus, denn diese reichte von Barockkomponisten wie Händel und Vivaldi über Mozart und Verdi bis hin zu Jacques Offenbach. Doch diese Auswahl erwies sich als geglückter Wurf, denn in dem angebotenen Melodienstrauß war für jeden Geschmack und alle Opernfreunde ein "Schmankerl" dabei. Eine glückliche Hand bewiesen die Veranstalter auch bei der Wahl der Sängersolisten. Ausgewählt waren drei Preisträger des Europäischen Gesangswettbewerbs DEBUT, der immer mehr an Bedeutung gewinnt.

Die chinesische Sopranistin Yitian LUAN, der usbekische Bariton Alexander BOGDANCHIKOV und der polnische Countertenor Jakub Józef ORLINSKI qualifizierten sich aus 330 Bewerbern. Sie erwiesen sich auch im Finale mit sechs Teilnehmern als die Besten unter den zahlreichen Gesangstalenten. Yitian Luan überzeugte in Ihren Beiträgen durch eine große in allen Lagen technisch hervorragend geführte Stimme. Selbst die schwierigsten Koloraturen gelangen federleicht schwebend und mühelos. Darüber hinaus verfügt die junge Sopranistin über hohe Ausstrahlung und eine geradezu selbstverständliche Ausdrucksdramatik. Alles Potentiale, die beste Möglichkeiten für eine große Karriere eröffnen.

Souverän selbstbewußt präsentierte sich der Bariton Alexey Bogdanchikov mit einer warmen, schön timbrierten Stimme. Was er jedoch auch gestalterisch drauf hat, demonstrierte er eindrucksvoll in der authentisch vorgetragenen Arie des Jeletzky aus Tschaikowskys "Pique Dame". Hoch interessant war der Gegensatz zwischen dem männlich-kraftvollen Bariton und dem feinsinnigen Countertenor Orlinski, den virtuose Kehlkopfakrobatik, hohe Musikalität und ausgeprägtes Stilgefühl besonders auszeichneten.

Zum rauschenden Opernfest wurde das Konzert, als sich die Stimmen der Sopranistin und des Baritons in "Pura siccome", dem wundervollen Duett aus Verdis "La Traviata" vereinten. Hier entstand selbst im Konzertsaal intensivste Opernbühnenatmosphäre, die sich auf das Publikum übertrug, und dieses zu Beifallsstürmen und Bravorufen hinriß.

In bester Form und mit hoher Spielfreude bewies das HEILBRONNER SINFONIE ORCHESTER unter Peter BRASCHKAT seine Klasse. Hellwach und rücksichtsvoll begleitete es die Sänger. Die Heilbronner Musiker steigerten sich über die tonschön gespielten und differenziert gestalteten Quvertüren zu "Don Giovanni" und "Iphigenie in Aulis" in fast überbordende Spielfreude bei den Offenbach-Reißern aus "Pariser Leben" und dem unverwüstlichen Cancan aus "Orpheus in der Unterwelt". So endete das musikalische Feuerwerk mit einem hinreißenden Finale. Ein Bravo den Ausführenden und den Veranstaltern!

Zum wirklichen Opernfest werden die Veranstaltungen der Gottlob-Frick-Gesellschaft jedoch erst durch den dem Konzert vorausgehenden Festakt mit der Verleihung der Gottlob-Frick-Medaillen in Gold - in diesem Jahr an den Opernclub München und dessen hoch verdiente Präsidentin Irene Stenzel - und die nachfolgende Matinee, die durch die Faszination der Persönlichkeit der Ausnahmekünstlerin Anja SILJA zum denkwürdigen Ereignis wurde. Ingo Kardos