"EUGEN ONEGIN" - 29. September 2013

Bei der Wiederaufnahme dieser "Onegin"-Produktion lief einiges wesentlich unaufgeregter als noch im März. Einige Details (z.B. die Geschichte mit dem Honigtopf) waren in angenehm abgeschwächter Form zu sehen, und insgesamt verlief der Abend entspannter.

Einen großen Anteil hatte daran sicherlich das Dirigat von Jerzy WOLOSIUK, der den Abend mit viel Gefühl für Tschaikowskys Musik leitete und sowohl den Sängern als auch dem Orchester wesentlich mehr Raum für die musikalische Entfaltung ließ. Genauso möchte man diese Oper hören. Und so konnte sich das ORCHESTER der Opera na zamku auch von seiner allerbesten Seite zeigen. Die hier gehörte Harmonie und Musikalität macht wahrlich Lust auf die anstehende "Lohengrin"-Produktion.

Für den Onegin des Abends wünschte man sich, daß einmal jemand die Rolle eingehend mit ihm erarbeitet. Das gilt weniger für die Szenen nach dem Duell, von denen insbesondere die letzte mit der notwendigen Intensität gesungen und gespielt wurde, sondern gerade für die ersten Begegnungen zwischen Onegin und Tatjana, denen es an Charakter und Stimmung fehlte. Tomasz LUCZAK kann sicherlich zu einem guten Interpreten dieser Partie reifen, doch es braucht wohl noch etwas Zeit bis dahin.

Mit der Tatjana von Joanna TYLKOWSKA warm zu werden, ist ausgesprochen schwer. Über ein standardisiertes Repertoire an Gesten kommt die Sängerin einfach nicht hinaus und auch bei der gesanglichen Interpretation bleibt eine plastische Gestaltung der Figur auf der Strecke.

Und so wurde es denn auch der Abend für das Team Olga/Lenski. Verglichen mit der Premierenserie nahm Malgorzata KUSTOSIK die Überzeichnung Olgas sehr zurück. Trotzdem zeigte sie genug Temperament für den Wirbelwind unter den Töchtern Larinas und wickelte so ziemlich jeden Mann auf der Bühne um ihren kleinen Finger. Daß Lenski bei dieser Olga nach und nach verzweifelt, war wenig überraschend. Auch stimmlich bot der Mezzosopran einiges und wußte mit angenehmem Timbre zu begeistern.

Mit einem wesentlichen schwächeren Onegin als stimmlichen Gegenpart fiel Pawel WOLSKIs außergewöhnliche Leistung hier noch mehr auf als in der Premierenserie. Mit einer Stimme beschenkt, die nicht nur schön ist, sondern auch über Charakter verfügt, und dem offensichtlichen Gefühl für eine natürliche, nie überdramatisierte Zeichnung des Charakters gehört der Tenor ganz sicher zu den besten Interpreten dieser Partie derzeit.

Malgorzata JALMUZNY-BOROWIK war als Larina ein wenig zurückhaltend. Hier vermißte man ein wenig die Charakterisierung, die man im März gesehen hatte. Doch stimmlich hörte man eine solide Leistung. Anetta WAKARECY sang Filipiewna derart großartig, daß das Bedauern über die nur wenigen Momente der Rolle groß war. Eine so erstklassige Stimme verdient dringend umfangreichere Partien.

Es ist schwer zu sagen, was bei Janusz LEWANDOWSKI eigentlich stimmlich falsch läuft. Als Gremin enttäuschte er leider erneut. Als gesanglich mehr oder weniger passabel zeigten sich Piotr ZGORZELSKI (Triquet) und Miroslaw KOSINSKI (Saretzki).

Der CHOR hinterließ einen agilen und musikalisch ausgesprochen homogenen Eindruck. Auch hier darf man auf den "Lohengrin" sehr gespannt sein. AHS