"CARMEN" - 1. November 2006

Auch "Carmen" ist eine Oper, die ziemlich schwer in allen Rollen ebenbürtig und ideal zu besetzen ist. Mal krankt es an der Carmen, mal an Escamillo, dann wieder steht kein strahlender Don José zur Verfügung. Bei dieser "Carmen" waren mehr Schwachstellen als einer harmonischen Aufführung eigentlich gut tun würden.

Carmen Marina DOMASCHENKO hat eine schöne Stimme, gut geführt, allerdings nicht besonders durchschlagend. Und wo blieb die Erotik für diese Rolle, oder vielleicht besser gesagt für diese Inszenierung von Franco ZEFFIRELLI. (in der Berliner Inszenierung, die man im Fernsehen sehen konnte, war das Bild anders).

Don José von Julian GAVIN war nicht der richtige Partner, um Carmen zu entflammen. Sein Timbre kann durchaus gefallen, aber sein gesanglicher Ausdruck waren in der Rolle nicht ausreichend.

Und der dritte Sänger, der ebenfalls nicht einer idealen Rollenbesetzung entsprach war Lucio GALLO als Escamillo. Stimmlich als auch darstellerisch weit vom Ideal entfernt. Hüften wackeln ist nicht Rollen deckend. Lucio Gallo ist ein guter Sänger, daher ist es eigentlich nicht ganz verständlich, warum er eine Rolle singt, die ihm so wenig liegt.

Inna LOOS sang eine saubere Micaela. Alle anderen kleineren Rollen waren sehr gut gesungen, Adrian ERÖD ein luxuriöser Morales, Ileana TONCA (Frasquita) und Juliette MARS (Mercédés) waren stimmlich gut harmonierende Freundinnen Carmens, Zuniga (Janusz MONARCHA) war solide, ebenso wie Hans Peter KAMMERER und Csaba MARKOVITS als Dancairo bzw. Lilas Pastia.

Das Dirigat von Constantinos CARYDIS, der mit "Carmen" sein Wien-Debüt gab, war spritzig, und er koordinierte den Graben und die Sänger recht gut. CHOR und BALLETT schlugen sich wacker.

Applaus gab es trotz allem, denn das Werk ist zündend, auch wenn die gesangliche Zündung nicht gegeben war. EH