"ARABELLA" - 26. Dezember 2006

Die letzte Premiere des Jahres 2006, die zweite der Saison 2006/2007 war eine der eher selten gespielten Opern von Richard Strauss, auch weniger geschätzte Oper von dem Komponisten. Meine erste Begegnung mit Strauss war einst "Arabella", und obwohl ich damals noch sehr jung war und eigentlich an der Strauss'schen Musik keinen Gefallen gefunden hatte, blieb doch bis heute "Arabella" eines meiner Lieblingswerke.

Ich freute mich auf diese Neuinszenierung zumal alles zu stimmen schien. Großartige Stimmen, ein großartiger junger Dirigent und ein Regisseur, der schon sehr gute Arbeit auf dem Theater geleistet hatte. Und es war ein sehr gelungener Abend.

Die Inszenierung von Sven Eric BECHTOLF war gut durchdacht in den dreißiger Jahre des vorigen Jahrhundert angesiedelt. Vielen Kritikern und Zuschauern war das nicht so genehm, es hätte doch in der librettogemäßen Zeit, also 1900, bleiben sollen. Zugegeben, ich wäre nicht böse gewesen, wenn dem so gewesen wären, allerdings richtete sich die Kritik hauptsächlich an die Schlußszene, in der Mandryka und Arabella die Hotelhalle in Richtung Hotelzimmer verlassen. Was so um die Jahrhundertwende nicht möglich gewesen wäre, weil nicht schicklich. Nun, in Richtung gehen, heißt noch nicht zwingend dort hinzugelangen.

Sven Eric Bechtolf hat es jedenfalls geschafft , und das war für mich positiv, daß von der ersten bis zur letzten Minute kein Bruch stattfindet, und auch die Sänger sehr gut geführt sind. Aber das erwartet man ja eigentlich von einem Schauspieler, der als Regisseur auftritt.

Das Bühnenbild von Rolf GLITTENBERG ist der Zeit entsprechend kühl, die Kostüme von Marianne GLITTENBERG, was die Damen angeht (denn bei den Herren mit "normalen" Anzügen gab es ja keine Probleme), waren wieder einmal leicht unvorteilhaft. Ich verstehe die Kostümbildner schon lange nicht mehr. Eine Sängerin/ein Künstler sollte doch auch tunlichst vorteilhaft aussehen und gut wirken, das wird aber oft mißachtet.

Auf der Bühne hatte sich eine beinahe optimale Besetzung zusammengefunden. Das "beinahe" ist meine persönliche Einschränkung bezüglich Adrienne PIECZONKA als Arabella. Sie singt akkurat, schafft es aber nicht, der Rolle eine besondere stimmliche Färbung zu geben, zu berühren, ganz besonders in dem Duett mit ihrer Schwester Zdenka.

Und Zdenka Genia KÜHMEIER, die schon vor einigen Jahren bewiesen hat, welch einfühlsame Sängerin sie in kleinsten Rollen ist, zeigte in dieser Rolle, daß sie die in sie gesetzten Hoffnungen voll erfüllt. Sie begeistert mit Stimmglanz und tiefem Ausdruck. Auch die Rollengestaltung war exzellent und hatte in Michael SCHADE als Matteo einen sehr guten, ebenbürtigen Partner. Stimmlich bestens disponiert und in seiner Liebe zu Arabella ungebrochen und bereit zu sterben.

Fehlt nur noch Mandryka.... Der Richtige wird kommen, der Richtige ist Thomas HAMPSON, stimmlich an diesem Abend in bester Verfassung. Für die Rolle hat er nicht nur den Charme gepachtet sondern auch eine ganz besondere Ausstrahlung.

Graf Waldner Wolfgang BANKL war der verkommene Vater, stimmgewaltig und sehr egoistisch, Adelaide, seine Gattin, war mit Daniela DENSCHLAG etwas blaß und nicht sehr um ihre Töchter besorgt besetzt.

Auch die kleineren Rollen wie der Graf Elemer (John DICKIE) die Kartenaufschlägerin (Janina BAECHLE) und die Fiakermilli (Daniela FALLI) waren allesamt brillant und füllten diese Rollen mit Leben.

Am Dirigentenpult stand Franz WELSER-MÖST; er ließ klar und zart spielen, blieb ziemlich zügig in den Tempi, den Sängern legte er aber einen Klangteppich, über den sie schweben konnten.

Tosender Applaus für das gesamte Ensemble gab es nach diesem wirklich guten Abend. EH