"ROBERTO DEVEREUX" - 16. September 2006

Die Wiederaufnahme des Werkes wurde neuerlich mit Edita GRUBEROVA als Elisabeth von England angesetzt, alle andere Rollen waren neu besetzt. Es stellte dies den ersten großen Abend der neuen Saison dar, ließ aber einige Wünsche offen.

Ich war nicht alleine mit meiner Meinung. Die fünf bzw. fast sechs Jahre seit der Premiere sind an Edita Gruberova nicht völlig spurlos vorbeigegangen. Dank der intensiven Unterstützung durch ihren dirigierenden Gatten Friedrich HAIDER, der das ORCHESTER über weite Strecken im Pianissimo spielen läßt, ist die gesangliche Leistung auf einem Niveau, das von anderen Sängerinnen nur schwer zu erreichen ist, bzw. es ja gar nicht der Versuch unternommen wird, sich mit solchen Rollen auseinander zu setzen.

Neben Frau Gruberova gab es aber lauter Rollenneulinge, allen voran Joseph CALLEJA: Sein Stimmaterial ist ja sehr interessant und überrascht immer wieder, er singt auch über weite Strecken sehr kultiviert und setzt die Spitzentöne klar, hatte dann aber zwischendurch Ermüdungserscheinungen. Die Rollengestaltung selbst ist nicht sehr tief, aber da bräuchte es vermutlich eine intensivere Probenzeit.

Das zweite Paar, Sonia GANASSI als Sara und Roberto FRONTALI als Nottingham, war auch nicht wirklich harmonisch. Frau Ganassi hat zwar eine schöne Stimme, konnte diese aber nicht optimal einsetzen, Roberto Frontali hingegen, ist mit seiner rauhen Stimme nicht gerade für schmeichelweichen Belcanto geeignet, in der Darstellung nicht sehr überzeugend, aber auch hier gilt, daß das wohl an mangelnder Probenarbeit liegen mag.

Alles in allem war es ein ordentlicher, aber nicht berauschender Abend, wenn auch Frau Gruberova frenetisch gefeiert worden ist, und man die anderen Künstler reichlich mit Applaus bedachte. Hätte ein populäreres, bekannteres Werk am Spielplan gestanden, hätte vieles anders ausgesehen, das Publikum wäre mitgegangen, und die Begeisterung hätte sich auf die Sänger übertragen. So bestand nur ein unterkühltes Verhältnis. EH