"LA FILLE DU REGIMENT" - 9. April 2007

Ein Abend der Superlative. So etwas erlebt man höchst selten, vielleicht einmal im Jahrzehnt. Gesanglich nur Topleistungen. Wem sollte man da eigentlich den goldenen Lorbeer überreichen?

Natalie DESSAY, der Marie, der Regimentstocher? Natürlich, sie war in stimmlicher Bestform, schleuderte die Triller in jeder nur erdenklichen Lage in das Haus, und welch eine Lebensfreude und Glaubhaftigkeit versprüht sie auf der Bühne, Witz, Charme und rührende Mimik alles im Überfluß vorhanden. Jeder Moment ein Erlebnis.

Oder Juan Diego FLOREZ, der den Liebhaber Tonio singt und für seine Marie sogar zum Militär geht? Seine stimmliche Leistung grenzt schon fast an ein Wunder. Nicht nur, daß er die hohen Cs in der Arie "Ah, mes amis" brillant schmettert, nein er verfügt auch noch über genügend Kraft und Reserven, dies dem tobenden Publikum ein zweites Mal zu bieten. Auch die zweite Arie gelingt prächtig, und es waren keinerlei Ermüdungserscheinungen festzustellen. Sehr sympathisch seine Rollengestaltung.

Auch Carlos ALVAREZ als Sulpice, der "Regimentsvater" zeigte neben seinen stimmlichen Qualitäten, welch komödiantisches Talent in ihm schlummert. Unglaublich, welche Grazie und Sympathie er in der wahrlich nicht vorteilhaften Verkleidung verströmt.

Und weiter geht es mit den Hightlights: in der wahrlich nicht sehr ergiebigen Rolle der Duchesse de Crakentorp tritt majestätisch Montserrat CABALLÉ auf, trällert sicher und schön ein altes Schweizer Lied und zieht mir ihrem Charme das Publikum in ihren Bann.

Aber auch die beiden kleinen Rollen der Marquise de Berkenfield, Juliette MARS, und Clemens UNTEREINER als Hortensius waren blendend in den kurzen Sequenzen und verdienen höchstes Lob.

Und auch das ORCHESTER unter dem jungen Dirigenten Yves ABEL produzierte sphärische Klänge und zeigte, welche inspirierte Musik Donizetti uns da komponiert hatte.

Alles Positive ist nun aufgezählt worden, und nachdem es sich ja um eine Neuinszenierung handelte, muß man sich auch mit der Inszenierung und dem Bühnenbild auseinander setzen. Ich hätte sicher nicht gelitten, wenn das Werk in der Zeit Napoleons gespielt hätte. Der Zwang der Regisseure, alles zu modernisieren und in die Jetztzeit (oder annähernd) zu versetzen, ist schlicht und einfach langweilig. Das ist ja eine Optik, die man kennt, weil sie uns ständig präsentiert wird. Es ist durchaus okay, wenn man nicht alles mit Rüschen und Maschen versieht, man kann sicher etwas straffen und klare Linien finden, damit das ganze nicht " verstaubt" wirkt. Beweise , daß das gut geht, gibt es auch genug. EH