"WERTHER" - 26. Juni 2007

Saisonabschluß mit traurigem Ausgang… auf der Bühne und nach meiner Vorstellung. Ich hatte in diese Aufführung, ob der Besetzung eigentlich sehr hohe Erwartungen gesetzt, die nur sehr spät einigermaßen erfüllt wurden.

Drei Akte lang zog sich Fadesse durch diesen Abend, die noch am ehesten durch die Interpreten der Nebenrollen unterbrochen wurden. Von Beginn war das Orchester unter Marco ARMILIATO leider eines der Hauptprobleme für den nicht geglückten Abend. Die Lautstärke übertönte wieder einmal die Sänger und der Massenet-Stil ist auch nicht getroffen worden.

Werther war Neil SHICOFF, welcher vor ca. zwanzig Jahren diese Rolle zum letzten Mal in Wien gesungen hatte. Ich bin nicht grundsätzlich der Meinung , daß Rollen für Sänger ein Ablaufdatum haben, aber dadurch daß Neil Shicoff sich in anderen Rollenbereichen sehr stark profiliert hat, ist ihm der Werther entglitten. Er ist kein Schwärmer mehr. Nur die Schlußszene gelang, wo er wieder einen Leidenden, Gespaltenen darstellen konnte. Leider ist ja auch die Klangfarbe seiner Stimme in den letzten Jahren härter geworden und harmoniert nicht wirklich mit der Musik von Massenet.

Als Charlotte präsentierte sich Vesselina KASAROVA: Ein wunderschöne, beeindruckende, sogar echt erotische Stimme. Ich hatte sie vor Jahren als Rosina gehört, und ihr Timbre ist seitdem interessanter und noch satter geworden. Eine Sängerin, die durchaus begeistern könnte, aber bei ihrer Charlotte sprang der Funke nicht über. Es war von der Gesangtechnik eine gute Leistung , aber die Gestaltung kam dabei zu kurz.

In den kleineren Rollen stach vor allem die junge Laura TATULESCU als Sophie hervor. Ein Talent, stimmlich und darstellerisch sehr gut. Alfred SRAMEK als Le Bailli ist eine Stütze des Hause, stimmlich on top, und darstellerisch füllt er die Rollen immer bestens aus.

Frank Morten LARSEN als Albert zeigte eine gute Mischung aus Liebe und Zweifel an Charlotte und setze dies stimmlich auch sehr gut um. Schmidt (Benedikt KOBEL) und Johann (Marcus PELZ) waren rollendeckend.

Das Bühnenbild von Peter PABST gefällt mir nach wie vor gut, der Regisseur Andrei SERBAN hat, wie man nunmehr bemerken konnte, eine Inszenierung geschaffen, in der sich auch eine andere Besetzung recht gut einfügen kann.

Charlotte und Werther wurde sehr stark gefeiert, obwohl es während der Aufführung selbst keine besonderen Gunstbezeugungen des Publikums gegeben hatte. Für mich ist der Abend nicht nach meinen Erwartungen abgelaufen, und ich hätte gerne einen anderen Eindruck mitgenommen. EH