"NORMA", (konzertant) - 7. Dezember 2007

Die konzertante Live-Aufführung hat sich für mich nur unwesentlich von dem Eindruck der Radioübertragung der ersten Aufführung der Serie unterschieden.

Edita GRUBEROVA als Norma ist technisch perfekt, aber ohne die für mich notwendige Dramatik. Sie ist ganz einfach zu sanft im Ausdruck. Absolut brillant hingegen Elina GARANCA als Adalgisa. Bei dieser Sängerin stimmt alles. Sie ist in der Lage, die Stimme zu schattieren, auch auf Kraft und Volumen zu setzen. Der Ausdruck war sehr nuanciert, vor allem im Duett mit Norma, wo sie weit mehr Dramatik als diese zeigte.

Gegen diese beiden Damen (wenn auch Edita Gruberova nicht meine erste Wahl für die Rolle ist) hatte José CURA einen sehr schweren Stand. Seine dunkel gefärbte Stimme scheint an Kraft zu verlieren und wirkt brüchig, Dabei gab es durchaus strahlende Höhen, aber die schafften es auch nicht, dieser Interpretation etwas Leben einzuhauchen. Ein derartiges vokales Phlegma ist mir so selten untergekommen.

"Norma" ist eine Oper, die sehr viele Möglichkeiten für vokale und darstellerische Eruptionen bietet, in dieser konzertanten Aufführung blieb aber alles sehr lau. Das lag auch teilweise am Dirigat von Friedrich HAIDER, der nur dann Farbe zeigte, wenn es um reine Orchester oder Chorpassagen ging.

Was mich an dieser konzertanten Aufführung weiter verwundert hat, war der Umstand, daß abgesehen von Edita Gruberova niemand die Rollen ohne Blatt singen konnte. Wobei Elina Garanca nur kleine Blicke wagte, José Cura aber stark klammerte. In Maske wäre das undenkbar, oder ist dann pausenlos der Souffleur am Werk? Ich ziehe sicher eine gute konzertante Aufführung einer gräßlichen Inszenierung vor, aber konzertante Aufführungen ohne Biß sind nicht auch das A und O in der Musikwelt. Darum war für mich die bedingungslose Akzeptanz des Publikums für diese "Norma" vor allem durch standing ovations für Edita Gruberova verblüffend. Ein treues Publikum sind die Wiener allemal.

Ich habe mit großen Erwartungen diesem Abend entgegen gesehen, und ich will nicht von einer großen Enttäuschung sprechen, aber eine echte Sternstunde, wie es sein hätte können, war es nicht. EH