"HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN" - 15. Dezember 2007

Volksopernpremiere No. 3

"Hoffmanns Erzählungen" in deutscher Sprache: Und was erzählt uns dieser Hoffmann? Wenig.

Gleich vorweg, die Akzeptanz dieser Aufführung war höchst bescheiden, und die Glücksträhne der Volksoper scheint somit bereits unterbrochen. Die Gründe dafür sind vielschichtig.

Zum einen ist eine Kurzfassung aus dem Jahr 1907 von Peer BOYSEN inszeniert worden, die Nichtkennern des Werkes das Werk nicht näher bringt, und bei der die Schlußerzählung, die die Fäden zusammenfügt, auch fehlte. Hoffmann selbst ist zwar von Anfang bis zum Ende ständig auf der Bühne, aber trotzdem nur wenig präsent, fast hat man das Gefühl, er ist nicht an der Handlung beteiligt, sondern Zuschauer auf einer Galerie. Außerdem konnte man mit den verschiedenen Kostümen auch nur wenig anfangen. Was soll ein Hoffmann darstellen, der in jeder "Situation" in einer roten Latzhose auftritt? Und das ist nicht das einzige geschmacklose Kostüm. Vieles ist grell, aber an Farbe gewinnt die Aufführung darob nicht.

Das Bühnenbild ist teilweise recht gelungen bzw. originell. Die Idee, im Zentrum einen überdimensionalen Zylinder zu plazieren, um daraus nach und nach die drei Frauengeschichten zu zaubern, ist recht gut, auch die Künstlergarderoben mit den beleuchteten Spiegeln, an denen sich die Figuren auf den Auftritt vorbereiten, sind nicht schlecht. Aber irgendwie wirkten die Szenen nicht schlüssig, sondern aufgesetzt und ohne Leben.

Hoffmann träumte ständig vor sich hin, ist statisch und das Publikum sollte sich offenbar selbst Hoffmann gestalten. Es wäre tatsächlich besser gewesen, man hätte die Augen geschlossen, dem Gesang gelauscht, der teilweise ganz ordentlich war, und der eigenen Phantasie freien Lauf gelassen.

Mit Sergej KHONOV als Hoffmann hatte man aber auch keinen Tenor gefunden, der diese Inszenierung retten hätte können. Sein Tenor ist gepreßt, singt die Klein-Zack-Arie mehr als beiläufig, schafft es aber dann irgendwie im Venedig-Akt, fast zu glänzen. Leider kommt auch noch hinzu, daß seine Textundeutlichkeit auch noch ein Manko darstellt.

Obwohl nicht ganz in Topverfassung bot Daniela FALLY als Olympia die beste Leistung des Abends. Sie ist hier wirklich eine Puppe, starr, kann die Koloraturen perlen lassen und hat zu Hoffmann keinerlei Kontakt, weshalb es mehr als unwahrscheinlich erscheint, daß er sich verliebt. Kristiane KAISER als Antonia überzeugt zwar technisch, die Rollengestaltung war aber nicht sehr ausgereift. Adrineh SIMONIAN als Giulietta und Eva Maria RIEDL Muse/Niklause boten beide solide Leistungen.

Die Bösewichter wurden von Jochen SCHMECKENBACHER interpretiert und gesungen. Nur leider gab es für eine Gestaltung sehr wenig Möglichkeit, es lief zu rasch ab. Gesanglich bot der Sänger eine gute Leistung, allerdings ist seine Stimme nicht so rabenschwarz, wie man sich das gerne wünschen würde. Die so genannte Spiegelarie war technisch perfekt, aber der "schwarze" Hintergrund fehlte.

Die kleinen Rollen wie Nathaniel (Wolfgang GRATSCHMEIER), Stimme der Mutter (Jelena BODRAZIC) und Crespel (Einar SIGMUNGSON) waren durchwegs mit Dynamik und Freude bei der Sache und verdienen Lob.

Das Dirigat von Leopold HAGER hat nicht ganz den Erwartungen entsprochen. Sonst als guter Leiter für den Graben und Harmonieträger zur Bühne bekannt, konnte er diesmal Wackelkontakte nicht vermeiden, und es kam auch kein besonderer Klang von den Instrumenten.

Obwohl in deutscher Sprache aufgeführt, könnte man nicht wirklich behaupten, daß man das Stück leichter verstehen konnte, dazu gab es zu viele Ablenkungsmanöver von Seiten der Regie, und somit war es auch verständlich, daß sich ein gewissen Unmut auf den Regisseur entladen hatte. Die Sänger wurden zurückhaltend gefeiert. Keine echte Premierenstimmung, eher eine Verstimmung, da man einen verzerrten Hoffmann zu sehen bekommen hatte. EH