"WERTHER" - 8. Januar 2008

Villazón kommt als Werther wieder auf die Bühne (2. Aufführung einer Dreier-Serie dieses Werkes Oper an der Wiener Staatsoper)

In den letzten Tagen des Jahres war es bereits ein sehr " heißes "Thema. Wird Rolando VILLAZÓN nach seiner selbst auferlegten Pause wieder strahlend zurückkommen? Sagt er vielleicht wieder ab? In den ersten Tagen 2008 gab es dann so eine Art Entwarnung, denn Villazón war zu Proben angetreten und gab auch Interviews. Dennoch herrschte bis zum 5. Januar Zittern. Und dann ein strahlendes Comeback wie man der Presse entnehmen konnte (mit Auftrittsapplaus).

Die Aufführung am 8. Januar 2008 verlief nicht minder zündend. Auch da gab es für Roland Villazón einen kurzen kräftigen Antrittsapplaus. Und er bewies während des ganzen Abends, daß er keine Vorschußlorbeeren bekommen hatte, sondern mit seiner ganzen Energie den Abend gestaltete. Werther ist sicherlich von der charakterlichen Studie und Zeichnung eine sehr gute Rolle für Villazón, aber stimmlich auch eine Rolle, die ihm sehr viel abverlangt, hart an seine Grenzen bringt. Er ist kein Ritter des hohen Cs, aber er kann nun mit seinen Kräften gut umgehen Seine Stärke ist aber ohnedies, mehr Gefühle zu zeigen und stimmlich auszudrücken.

Es war aber auch von sehr großem Vorteil für Villazón, daß er eine Partnerin wie Sophie KOCH als Charlotte zur Seite hatte. Sie vermochte so wie Werther, die Gefühle glaubhaft zu gestalten. Ihre exzellent geführte Stimme leuchtet den ganzen Opernabend über. Natürlich war auch ein Plus, daß Französisch ihre Muttersprache ist.

Es war ein außerordentliches Erlebnis wie die beiden Sänger die Schlußszene gestalteten. Daß danach eine Sekunde innegehalten wurde, bevor dann ein orkanartiger Applaus losbrach, spricht weiter für die großartige Qualität des Abends.

Die Inszenierung von André PAPST kam der Spielfreudigkeit der Hauptdarsteller gut entgegen. Es wäre aber völlig unfair, das Gelingen des Abends nur auf diese beiden wirklich großartigen Sängerleistungen zu beschränken. Jeder füllte seine Rolle bestens aus.

Laura TATULESCU war eine ganz entzückende Sophie, die stimmlich viele Hoffnungen für die Zukunft macht. Eine Sängerin, die man ganz sicher im Auge behalten muß. Markus EICHE als Albert war stimmlich sehr präsent, darstellerisch ziemlich auftrumpfend und entsprach für mich bestens in dieser Rolle. Und wie immer ist Alfred SRAMEK stimmlich und darstellerisch ein guter Le Bailli.

Am Pult stand Marco ARMILIATO. Er führte das ORCHESTER gut, war für die Sänger ein guter Begleiter, allerdings wenn es um den reinen Orchesterpart ging, machte er, was die meisten Dirigenten machen, er gab volle Lautstärke, dabei ist das bei dem Werk nicht notwendig. Es war ein großartiger Abend, ein phantastischer Erfolg für Rolando Villazòn , der sich vollständig zurückgemeldet hat, ein ebensolcher Erfolg für Sophie Koch. Die Freude des Publikums war sehr groß, und der Applaus wollte nicht enden. Sogar der Eiserne setzte dem Enthusiasmus kein Ende, und die beiden Hauptdarsteller verbeugten sich dann von dem Seitengang kommend noch ein letztes Mal. EH