"LA FORZA DEL DESTINO" - 8. März 2008

Lang erwartet, heiß ersehnt, aber nicht heiß geliebt.

Vorstellung No. 3 nach einer im österreichischen Fernsehen live übertragenen Premiere. Hatte man das gesehen, wußte man zwar, was einen erwartet, bzw. worauf man sich einläßt, aber der Realitätsschock blieb doch nicht aus.

Wir hatten nun schon sehr lange dieses Werk nicht mehr im Spielplan, und nun die Inszenierung von David POUNTNEY machen zu lassen, war ebenso eine Fehlentscheidung, wie vor einigen Jahren jene den "Troubadour" an Istvàn Szabo zu übertragen. David Pountney, der sich erfolgreich in Bregenz auf der Seebühne inszeniert (wobei sich auch da meine Begeisterung in Grenzen hält, und mir bei vielem der Zugang fehlt) hat auf dem engen Bühnenraum und großen Kulissen sowie mit den Filmeinspielungen, das Werk nicht näher gebracht, weil Optik und die Musik absolut nicht harmonieren.

Am stärksten manifestiert sich das bei den beiden Auftritten Preziosillas, die nicht als Marketenderin die Soldaten animiert, sondern als Cowgirl zwischen rot gekleideten Soldaten herumwirbelt. Und die unruhigen Videos waren auch nicht gerade dazu angetan, um eine musikalisch richtige Stimmung zu erzeugen. Das gesamte Bühnenbild von Richard HUDSON hat mehr für Unklarheiten gesorgt, um nicht zu sagen Verwirrung gestiftet.

Nun ist es ja so, daß bei manchen Inszenierungen dann doch zumindest die musikalische Seite so toll ist, daß man alles andere vergessen kann. Das war in diesen Aufführungen leider auch nicht der Fall. Die größten Schwächen waren ganz eindeutig bei den Bässen festzustellen, Alastair MILES als Pater Guardian (bzw. auch als Marchese di Calatrava,) hat ganz stark an Stimmkraft verloren und konnte leider keinen Ausdruck in die Rolle einbringen. Auch der junge Tiziano BRACCI als Fra Melitone, war alles andere als eine stimmlich adäquate Besetzung, und von einer Charakterisierung dieses Frate war der Sänger sehr weit entfernt, das lag aber ganz eindeutig an der Regie. Aber wie es scheint ist eine "Forza" noch schwieriger zu besetzen als ein "Don Carlos".

Salvatore LICITRA als Alvaro ist ein Kraftprotz. Hohe Töne sind kein Problem, dafür mangelt es ihm leider an entsprechender Gestaltungskunst und Pianophrasierung. Nadia KRASTEVA als Preziosilla war für die männlichen Besucher sicher eine optische Freude, sie kann auch stimmlich bestehen, sieht man davon ab, daß die Übergange nicht immer "nahtlos" waren.

Die Beurteilung der sängerischen Leistungen von Nina STEMME und auch Carlos ALVAREZ ist schwierig. Beide Sänger sind mit vollstem Einsatz bei der Sache, und doch will nicht richtig Freude aufkommen. Nina Stemme konnte sehr gut bestehen, wenn es um die starken expressiven Stellen ging, aber in den lyrischen Passagen fehlte ihr Wärme in der Stimme. Hier merkt man bereits zu stark, daß sie sich an Wagner verschreiben hat. Bei Carlos Alvarez ist die schöne Stimme das große Plus, aber so richtig erfreuen konnte man sich nicht daran, weil es zu wenig Differenzierung gab. Das lag aber vermutlich daran, daß die Sänger (ziemlich alle) damit beschäftigt waren, sich in der Inszenierung zu behaupten.

Am Pult des STAATSOPERNORCHESTERS stand der Routinier Zubin MEHTA, der es verstand, Verdis Klangfarben hervorzuzaubern, aber auch er konnte nicht der Versuchung widerstehen, den Klangkörper voll dröhnen zu lassen, was natürlich nicht zum Vorteil der Sänger war.

Als Resumé des Abends: eine Chance für einen großen Opernabend wurde vertan. Ich nehme an, daß in der nächsten Staffel mehr Routine herrschen wird, und die Sänger sich mehr auf ihre ureigene Bestimmung konzentrieren können, das Singen und die gesangliche Interpretation

Die Künstler wurden unterschiedlich gefeiert, wobei die Buhrufe für Salvatore Licitra ungerecht waren und auch Gegenreaktionen provozierten. EH