"LA BOHÈME" - 22. Dezember 2008

150 Geburtstag von Giacomo Puccini

Obwohl als Vorstellung zu Ehren Puccinis angekündigt, war es schlicht und einfach die 372. Aufführung in der Inszenierung von Franco ZEFFIRELLI. Und es war eine gute Aufführung, eine Aufführung mit einem sehr jungen Team mit vielen hauseigenen Kräften, das große Freude am Spiel hatte.

Es gab aber doch einen Sänger, der diesem Abend besonderen Glanz verlieh und dadurch Puccini ehrte. Rolando VILLAZÓN sang einen intensiven, berührenden, anteilnehmenden Rodolfo. Er brachte viele neue Facetten ein und war so animierend, daß auch alle anderen Sänger mit viel mehr Detailliebe die Rollen gestalteten. Und wie man es von ihm gewöhnt ist, gab er auch gesanglich den besten Ausdruck. Er ist kein strahlender Ritter des Hohen C, aber dafür ist eben seine Interpretation besonders eindringlich und leidenschaftlich. Man hat gemerkt, daß er sich mit dieser Rolle sehr intensiv beschäftigt hatte.

Mimi war Kristine OPOLAIS eine junge Sängerin aus Lettland, die zwar keine besonders weiche oder schöne Stimme hat, aber auch sie konnte mit einer Wortdeutlichkeit bestechen, und so war Mimis Tod eine sehr berührende Angelegenheit. Insgesamt eine sehr glaubwürdige Darstellung. Laura TATULESCU präsentierte sich als Musetta noch nicht sehr ausgereift. Die Rolle singt sie erst seit kurzem und da fehlen noch viele Nuancen.

Bei den anderen männlichen Interpreten gab es Rochaden aufgrund von Erkrankungen. So sang Adrian ERÖD den Marcello (anstelle von Boaz Daniel) und war in der Rolle sehr präsent. Stimmlich gut in Form und darstellerisch sehr animiert, vor allem die Szenen mit Rodolfo waren sehr detailgeprägt. An Stelle von Adrian Eröd als Schaunard kam der junge Clemens UNTEREINER zum Einsatz und konnte als Einspringer einen schönen persönlichen Erfolg verbuchen. Ain ANGER sang kraftvoll solide den Colline.

Am Dirigentenpult stand Constantinos CARYDIS, leider kein besonders feinfühliger Orchesterleiter und bei den vielen lyrischen Passagen überlagerte er mit dem ORCHESTER die Sänger, statt sie zu tragen. Kein wirklicher Gewinn.

Viel und langer Applaus für die Sänger. EH