EIN NAHEZU UNVERFÄLSCHTES KLEINOD

Mit der konzertanten Aufführung von "South Pacific" ist wieder einmal an der Volksoper der große Wurf gelungen. Angepriesen wurde dieser Abend mit dem Untertitel "szenische Einrichtung", und da lag der einzige Haken der Aufführung, denn diese optische Schmalspuraufbereitung stört.

Die Liebesgeschichte zwischen der jungen Krankenschwester Nelly und dem ältlichen Plantagenbesitzer De Becque hat durch die beiden Interpreten genug Kraft und braucht keine Unterstützung durch skurrile Kostümierungen bei der Thanks Giving Party.

Stimmlich, gesanglich stand ein Trio zur Verfügung, das man nur mit Superlativen bedenken kann. Und wirklich nur durch kleine Abstufungen eine Reihung erfährt. Ferruccio FURLANETTO ist ein betörender De Becque. Er schwebt vom kraftvollem Forte zu zarten Piani und die beiden Hauptsongs "Some enchanted evening" und "Younger then springtime" kann man sich weder besser noch schöner vorstellen.

Sandra PIRES, ein beliebter Musicalstar der Wiener Szene, hat sich hier als Nelly mit einer sehr guten Leistung profiliert und konnte trotz ihrer zarten Stimme neben den Operngranden gut bestehen. Und welche eine Freude Mirjana LIPVOSEK als kuppelnde Bloody Mary! Welch ein Ausdruck in der Stimme, welch eine Gestaltungskraft in den kurzen Sequenzen!

Alle weiteren Sänger/Darsteller wie Stephen CHAUNDY, Vernon ROSEN und René RUMPOLD als Angehörige des Militärs brachten solide Leistungen. Der Volksopern-Dramaturg Christoph WAGNER-TRENKWITZ als Luther, der eine etwas größere, kleine Rolle zu tragen hatte, hätte besser dran getan sich von diesem Projekt, das für ihn sicher eine Herzensangelegenheit war, zu distanzieren. Ein guter Dramaturg oder auch Moderator ist noch kein guter Bühnedarsteller. Beim breiten Publikum fand das zwar Anklang, für mich war es eher eine peinliche Angelegenheit.

Dirigiert wurde schwungvoll von David LEVI.

Ein schöner Abend! EH