"LA DONNA DEL LAGO" - 19. August 2012

Vom Rossini-Festival in Pesaro kommend (dieses Festival ist alljährlich ein Garant für hervorragend inszenierte selten gespielte Rossini-Opern - schließlich ist der große italienische Komponist dort geboren) war man gespannt, was das Theater an der Wien hier auf die Beine stellte, um dieses hervorragend durchkomponierte Werk auf die Bühne zu bringen.

Christof LOY, der die Inszenierung übernahm, ist wohl wenig Rossini-erfahren, er hatte dabei offenbar seine eigenen "Traum"-Vorstellungen, um dieses im kühlen Schottland spielende Melodram auf die Bühne zu bringen. Die Szenerie verlegte er ohne See-Romantik (lago = See) in eine primitiv ausgestattete Wirtshausatmosphäre (Ausstattung Herbert MURAUER), die Kostüme wie in der Kriegszeit grau in grau, so daß man von Anfang an gezwungen war, nur die Ohren für die Musik parat zu machen.

Für eine hervorragende musikalische Rossini-Interpretation sorgte aber das ORF-RADIO-SYMPHONIEORCHESTER WIEN unter der sehr guten Leitung seines Dirigenten Leo HUSSAIN, auch der ARNOLD-SCHÖNBERG-CHOR unter der Leitung von Erwin ORTNER gab sein Bestes.

Die "Frau vom See" Elena wurde von der schwedischen Mezzosopranistin Malena ERMANN gesanglich zufriedenstellend verkörpert, nur ihre Gestaltung der Rolle in Liebe und Freude erinnerte ein wenig an Pippi Langstrumpf, das war in vielen Szenen etwas unpassend, besonders bei ihrer Schlußarie "Tanti affetti in tal momento", die sie sehr gut interpretierte, war diese Gestaltung zu bemerken. Als ihr Traumprinz und König Giacomo stand Luciano BOTELHO auf der Bühne, dessen Tenorstimme eine wundervolle Rossini-Höhe zeigt und der auch den geheimnisvollen Liebhaber sehr gut gestaltete.

Gregory KUNDE als der vorgesehene Ehemann Rodrigo, ein schottischer Freiheitskämpfer, sang seine Partie mit einer sehr guten Tenorhöhe, war aber stimmlich oft allzu "heldisch" und zu kräftig für seine Partie. Eine hervorragende Zeichnung der Schutzengel-Vision Malcom brachte die Mezzosopranistin Varduhi ABRAHAMYAN auf die Bühne, eine Stimme in Alt-Nähe mit glänzender Tiefe und strahlender Ausdruckskraft.

Den Vater der Elena Douglas wurde stimmlich wie darstellerisch hervorragend von dem Bassisten Maurizio MURARO auf die Bühne gebracht. Man hat ihm durch eine offenbare Überarbeitung des Werks viele Gesangspassagen gestrichen, warum? Die weiteren Partien und fast stummen Rollen der Albina von Bénédicte TARAN und des Serano von Erik ARMAN kann man als gut besetzt bezeichnen.

Das Werk zeigt überflüssige Tanzeinlagen (die Tänzerinnen sind namentlich im Programmheft aufgeführt, es sind in der Anzahl 11); ihre Tanzeinlagen wurden von Thomas WILHELM choreographiert. "La Donna del Lago" ist eine Produktion des Grand Théatre de Genève in Koproduktion des Theaters an der Wien. Ob es in dieser Form sich noch einmal aufführbar zu zeigen vermag, mag die Zukunft weisen. ISt