"LUISA MILLER" - 7. Mai 2010

Mit einer sehr durchdachten Inszenierung des Melodramma tragico nach dem bürgerlichen Trauerspiel "Kabale und Liebe" von Friedrich Schiller konnte das Opernhaus Zürich wiederum begeistern. Die sozialen Unterschiede zwischen Adel und Bürgertum der damaligen Zeit (Kostüme: Carla TETI) wurden durch den Regisseur Damiano MICHIELETTO sehr gut herausgebracht, in dem man während des ganzen Abends Möbelstücke der verschiedenen Klassen auf die Bühne brachte, vor allen Dingen mit den jeweiligen Betten der Liebenden unter Verwendung einer Drehbühne, ließ sich die Handlung gut erzählen (Bühnenbild Paolo FANTIN).

Zwei Kinder (Sophie SALM und Elias d'USICO) verkörperten die Hauptprotagonisten der Jugendzeit und konnten sich entgegen dem Libretto-Schluß von Salvatore Cammerano auch in Liebe vereinen, was ihnen die Welt der Erwachsenen nicht gestattete. Den Erwachsenen blieb nur der Tod.

Massimo ZANETTI führte das ORCHESTER ZÜRICH mit hoher verdi-gerechter Musikalität durch den Abend, was wieder einmal beweist, daß italienische Oper nur von Italienern kompositionsgerecht interpretiert werden sollte.

In der Reihenfolge des Programmheftes war Làszló POLGAR als Conte di Walter zu hören, der seine Vaterrolle mit seinem sonoren Baß gut herüberbringen konnte, während Fabio ARMILIATO als Sohn Rudolfo an diesem Abend nicht den erwarteten tenoralen lyrischen Glanz bieten konnte, die diese Rolle verlangt. Teilweise klang seine Stimme forciert und gequält, kündigte sich hier eine Erkältung an?

Liliana NIKITEANU, als abgewiesene Duchessa Federica mit einer schönen Mezzostimme ausgestattet, erwies sich als gute Besetzung für die Partie. Eine Entdeckung an diesem Abend für die Partie des Wurm dürfte Ruben DROLE sein, der diesen Intriganten nicht hinterlistiger gestalten und singen konnte, zumal ihn die Regie noch dazu als nervenkranken Kretin wollte.

Den Vater der unglücklichen Luisa, den alten Miller verkörperte Leo NUCCI. Nach anfänglichen Einsingeschwierigkeiten sang er diese Partie sehr gut zu Ende. Gerade im Duett Miller/Luisa im letzten Akt konnte er ungeheuer punkten, da er hier sein altes Stimmkönnen präsentieren konnte. In dieser Inszenierung ist Miller ein alter Soldat im Ruhestand, in anderen Inszenierungen wird er - wie es Schiller wollte - als Musiker dargestellt, wobei man ihn lieber in der letzten Berufsbezeichnung in der Oper finden möchte. Eine absolute Spitzenleistung in der Interpretation leistete Barbara FRITTOLI als Luisa. Da erklangen Spitzen-Sopranhöhen, herrliche piani, und noch dazu überzeugte sie in der Darstellung des jungen unglücklichen Mädchens, das noch im Tod liebende verzeihende Worte für Vater und Bräutigam fand.

Der CHOR DER OPER ZÜRICH war wieder mal sehr gut einstudiert (Kurt RAFFELSBERGER) und rundete somit einen perfekten Abend der italienischen Oper ab. I.St.