Giuseppe Verdi: "UN BALLO IN MASCHERA"

Unter den Neuauflagen ist eine, die mein Herz besonders erfreut: „Un Ballo in maschera“ mit Gesangslegenden der Vergangenheit.

Wenn man von Vergangenheit spricht, dann kann man an der spätestens seit dem vergangenen Jahr allseits präsenten Maria CALLAS nicht vorbeikommen. Und obwohl es auch eine Studioaufnahme mit der Callas und di Stefano gibt, hat EMI einen Live-Mitschnitt aus der Scala aus dem Jahr 1957 (EMI 7245 567918 2 4) herausgebracht. Und das wirklich in einer kongenialen Besetzung. Die Callas zeichnet die Rolle der Amelia mit großer Farbenpracht, aber trumpft am meisten in den Passagen voll Dramatik.

Ricardo ist Giuseppe DI STEFANO; eigentlich würde man meinen , daß diese beiden Stimmen, so unterschiedlich sie sind, ja gar nicht harmonieren können, und doch entsteht eine wunderbare Harmonie in den Duetten. Giuseppe di Stefano ist aber auch ein außergewöhnlicher Interpret mit viel Feingefühl und Natürlichkeit im Gesang.

Heute würde man mit zwei solchen Stars schon sehr zufrieden sein, aber in den fünfziger Jahren leuchteten noch weitere Sterne. Ettore BASTIANINI sang prachtvoll den Renato. Seine dunkle Samtstimme nimmt mich immer wieder gefangen, seine klare Diktion ist nachahmenswert und sein Gesang vorbildhaft, ein Sänger, der mein Empfinden für wohlklingenden Gesang und Stimmschönheit sehr stark geprägt hat.

Aber auch das war noch immer nicht der letzte große Sänger, auch die Ulrica war mit eine damaligen Superstar besetzt: Giulietta SIMIONATO. Auch sie hatte ein unvergleichliches Timbre und gab jeder ihrer Interpretationen einen ganz speziellen Charakter. So ist auch die kurze Rolle der Ulrika eine Sternstunde.

Lediglich der Page Oscar von Eugenia RATTI fällt etwas ab und kann nicht an die Spitzenkollegen anschließen. Die Koloraturen sind manchmal unsicher, und es fehlt an Leichtigkeit.

Am Dirigentenpult des ORCHESTRA DELLA SCALA DI MILANO stand Gianandrea GAVAZZENI, ein großer Könner und vor allem ein Dirigent, der sehr, sehr viel mit den Sängern arbeitete, wodurch Leistungen entstanden, die für die Nachwelt heute, nach so vielen Jahren, höchste Faszination ausüben.

Für den Liebhaber auch nur eines der Interpreten ist die Einspielung ein Muß. EH