Die Besetzung liest sich wie das "WHO IS WHO" der jungen Stars. Allen voran José CURA als Canio, Barbara FRITTOLI (Nedda), Carlos ALVAREZ (Tonio), Simon KEENLYSIDE als Silvio und Charles CASTRONOVO Beppe.

Man kann sicher nicht behaupten, daß der Musikliebhaber mit Aufnahmen dieser Oper unterversorgt ist, es gibt sehr viele und sehr gute Aufnahmen, daher die Frage nach dem Warum dieser Aufnahme. Sicher wieder einmal das Interesse der Plattenindustrie und auch der Konsumenten an José CURA, man kann sich diesem Argument oder dieser Vermutung nicht entziehen.

Das Timbre Curas paßt sehr gut zu dieser Rolle und ich persönlich habe immer charaktervollen Stimmen den Vorzug gegenüber wirklichen schönen gegeben. Und so gefällt mir auch mit einer gewissen Einschränkung José Curas Canio. Er singt sehr natürlich, ohne bei den Emotionen stark aufzutragen, was er aber durchaus dürfte. Fehlt die Optik kann man in den Gesang durchaus ein Mehr an Intensität einbringen, ohne daß es dick aufgetragen wirkt. Im Konzert live hatte die große Arie wesentlich besser gewirkt.

Barbara FRITTOLI gibt eine sehr angenehme Nedda, die in allen Phasen der Rolle optimal gerecht wird. Sie hat einwandfreie Höhen, bringt die lyrischen Stellen ebenso gut zur Geltung wie den neckischen Ausdruck als Colombine. Ein Sängerin, die durchaus dieser männlichen Übermacht Paroli bieten kann.

Carlos ALVAREZ als Canio, ebenfalls ein Sänger mit einer höchst markanten Stimme, konnte mich mit seinem Einstand in die Rolle, dem Prolog, nicht ganz überzeugen (auch nach mehrmaligen Hören nicht ), zumal der Abgang und Eintritt in die Welt des Spiels matt ausfällt. Das sonst übliche Auftrumpfen bleibt weg. Und ich vermisse es. In der weiteren Folge zeigte er sehr hohen Ensemblegeist, blieb aber dennoch etwas einfarbig, die breite Schattierung, die ich so im Ohr habe, konnte ich bei ihm nicht finden.

Simon KEENLYSIDE hat als Silvio grundsätzlich ein leichtes Spiel, den Zuhörer zu gewinnen, junge Stimme, gut geführt, ein feinfühliger Liebhaber. Es stimmt alles, man hätte sogar Bis gerufen nach dem Duett. Charles CASTRONOVO (Beppe) mir bislang noch nicht begegnet, singt die Rolle mit dem nötigen Einsatz und ergänzte das Ensemble sehr gut.

Das Dirigat von Riccardo CHAILLY ist sehr kraftvoll, teilweise vom Tempo her für die Sänger zu zügig, aber effektvoll und erzeugt Spannung. Der Chor ist ein guter Begleiter. EH