Vincenzo Bellini: "I PURITANI"

Neu auf den Markt ist ein Mitschnitt von Vincenzo Bellinis „I Puritani“ aus dem Teatro Massimo Bellini in Catania.

Es war ein Zufall, daß ich auf diesen Mitschnitt (Arte Nova Classics 74321 87081 2) gestoßen bin, und ich bin darob sehr froh. Zum einen, weil mir sehr viel an dieser Aufführung gefällt und zum anderen, weil ich Livemitschnitte den sterilen Studioaufführungen immer mehr und mehr vorziehe.

Gustav KUHN, der sehr bemühte musikalische Leiter, hat mir hier gezeigt, daß er nicht nur Wagner gut interpretiert, nur leider ist das Orchester nicht immer auf höchster Klangebene. Das kann aber auch von einem Klangkörper, der nicht rund um die Uhr zusammen arbeitet, nicht erwartet werden. Aber es trösten so ziemlich alle Sänger darüber hinweg.

Stefania BONFADELLI ist eine frische Elvira, ihr Gesang ist sehr natürlich und leicht, beschwingt. Die Koloraturen und Spitzentöne sind immer klangrein. Ein junge Sängerin, die heute fast als ideale Interpretin gesehen werden kann. Ich habe bislang eigentlich noch keinen Auftritt von Stefania Bonfadelli gehört, der nicht mit meinem eigenen Rollenverständnis im Einklang gewesen wäre.

Ihr Liebhaber Arturo wird von einem jungen Sänger Namens Stefano SECCO gesungen, laut seiner Kurzbiographie ein Sänger, der an den mittleren Bühnen Italiens sehr gut reüssierte. Die Stimme scheint mir nicht sehr voluminös, aber gut geführt. Seine Interpretation ist nicht durchschlagend, aber durchaus akzeptabel, die Klangfarbe selbst nicht von besonderer Charakteristik; also kein atemberaubender Tenor, aber solides Mittelmaß.

Vladimir CHERNOV, ein Sänger, der eine tolle Karriere vor sich hatte, aber durch eine krankheitsbedingte Unterbrechung einen starken Rückfall erlitt, ist nun wieder drauf und dran, seinen Karriereanschluß zu finden. Für Vladimir Chernov, einen Belcantisten, ist natürlich eine Rolle wie der Riccardo wie geschaffen, und wir hören hier neben intensivem Ausdruck und Schöngesang auch eine schöne, tiefe, warme Baritonstimme.

Der letzte im Bunde der Schönsänger ist Michele PERTUSI als Giorgio. Auch mit seiner Interpretation kann man zufrieden sein. Michele Pertusi gehört nicht zu den ganz dunklen Bässen, aber er artikuliert sehr gut und gliedert sich auch immer sehr harmonisch in jedes Ensemble.

Als neue Aufnahme mit teilweise noch sehr jungen Sängern eine empfehlenswerte Hörprobe, damit man nicht gerade auf eine sterile Studioaufnahme zurückgreifen muß. EH