"Mathis der Maler" - Foto: Hmbg. Staatsoper

EIN SCHWANENRITTER AUF DEM WEG ZUR WARTBURG - 2

Seine Traumpartie ist dann allerdings doch eine italienische: Calaf in "Turandot". "Es ist so eine schöne Musik. Ich glaube, in dieser Oper hat der Tenor mehr schöne Musik als die Sopranistin." Die Arie sei einfach herrlich. "An der Universität habe ich das zuerst gehört, und ich dachte: ja, das ist die Oper, die ich singen will."

Außerdem habe er vor, fast jede Wagner-Tenorpartie zu singen. Für manche gäbe es bereits konkrete Pläne, andere seien derzeit nur Ideen.

Ganz konkret ist in jedem Fall sein Debüt als Tannhäuser am Kieler Operhaus. Es war der Kieler GMD Georg Fritzsch, der Scott MacAllister überzeugte, daß es die richtige Zeit und der richtige Ort seien, sich an diese Partie zu wagen. "Er hat es wirklich durchgepowert und wollte mich hier unbedingt in dieser Rolle haben."

"Natürlich ist es am Anfang immer schwer, und ich habe gedacht: wie soll ich diese Rolle singen?" Georg Fritzsch hätte allerdings vollkommen recht gehabt. "Es ist genau für meine Stimme geschrieben. Ich merke es jetzt erst." Aber das merke man immer erst, wenn man die Rolle lernt. Jetzt mache es Spaß. "Jetzt ist es keine Arbeit mehr, es ist Spaß und Liebe für die Musik."

Wie lernt er seine Partien, insbesondere die Texte, so z.B. das Wagner-Deutsch? "Ich lerne alles zusammen und würde sagen, die erste Stufe ist doch, wenn man mit Noten, mit Klavier alles einwandsfrei durchlesen kann." Sobald dies abgeschlossen sei, käme das Auswendiglernen. "Das braucht, glaube ich, genausoviel Zeit wie die erste Stufe." Die Inszenierungen der Stücke helfen ihm zusätzlich dabei, sich textlich zu orientieren.

Für die Neuproduktion von Hindemiths "Mathis der Maler" im Jahr 2005 kamen ihm Erfahrungen aus seiner Universitätszeit zugute. Er habe Werke dieses Komponisten im Chor gesungen und auch im Rahmen des Posaunespielens aufgeführt. "Jeder Komponist hat seine Art, und er ist völlig anders als jeder andere." Hindemith reflektiert immer wieder stark seine eigenen Werke. Die anfängliche Skepsis einiger Leute gegenüber dem Stück selbst habe den Tenor überrascht. Die Produktion an sich ist aus seiner Sicht sehr gelungen. "Ich meine, jeder in Hamburg war zufrieden, mit der Musik, mit der Inszenierung, insgesamt mit allem."

Nach Vorbildern befragt, nennt er neben Fritz Wunderlich und Jussi Börling ("Der war immer ein Held für mich.") an allererster Stelle Placido Domingo. "Ich wollte immer machen, was er macht. Dann hatte ich in Wien die Chance, sein Cover zu sein, und habe ihn persönlich kennengelernt", erzählt der Sänger begeistert.

Trotz der Nachfrage als Sänger von Wagner-Partien und generell im deutschsprachigen Fach wünscht sich Scott MacAllister mehr Möglichkeiten, auch wieder italienische Opern singen zu können. Eine gewisse Abwechslung könne nicht schaden, meint er, und man bekommt den Eindruck, daß dieser Wunsch eine echte Herzensangelegenheit ist. Sein berührendes Rollenporträt von Verdis Gustavo, als er Anfang Januar 2007 in einer Hamburger Aufführung einsprang, gibt ihm recht.

Die derzeitigen Zukunftspläne sind freilich deutschsprachiger Natur. Nach seinen Erfolgen als Parsifal in Kiel und Lohengrin in Lübeck wird Scott MacAllister u.a. Siegfried am Nationaltheater Weimar singen.

Dazu kommen Engagements für "Frau ohne Schatten" und "Daphne" (konzertant) in Hamburg für die Spielzeit 2007/2008 sowie als Tannhäuser an der Deutschen Oper Berlin (Herbst 2008). Für die nächsten Monate finden sich zudem Auftritte in Tel Aviv (Bacchus) und als Apollo an der Santa Fe Opera sowie der DeNederlands Opera in seinem Kalender.

Zuerst darf man sich allerdings auf Scott MacAllisters Tannhäuser in Kiel freuen (Premiere: 11. März 2007). Toi, toi, toi dafür und viel Spaß dabei! AHS

P.S. Aktuelle Informationen und Termine finden sich auf der Website des Sängers www.scottmacallister.com.