„ZAR UND ZIMMERMANN“ - 5. Januar 2004

Ausgerechnet mit einer Oper von einem Komponisten, den ich nicht sonderlich schätze, beging ich mein „Jubiläum“ – es war meine 100. Aufführung an der Hamburgischen Staatsoper und meine 140. überhaupt, aber das nur am Rande.

Vor 23 Jahren wurde Rainer BUNZELs „Zar und Zimmermann“-Produktion das erste Mal hier aufgeführt. Er und sein Bühnen- und Maskenbildner Pit FISCHER kreieren ein nettes Saardam, wo vor schöner Kulisse die Komödie spielt. Es ist nichts Aufregendes, was dort passiert, weder in positivem noch in negativem Sinn, aber nett anzusehen.

Auf erfreulichem hohem Niveau agierten die Sänger der Hauptpartien. Aleksandra KURZAK präsentiert eine Marie, die vom Temperament schon ein wenig an Rossinis Rosina erinnert. In ihrem Lied im zweiten Akt jedoch gibt sie das ganz schüchterne Mädchen vom Lande.

Bei Stephan RÜGAMER, der für den erkrankten Peter Galliard als Peter Iwanow einsprang, bedauerte man es, dass er keine rechte Soloszene hat, wo er zeigen kann, was er drauf hat. Er nennt ein schönes Mozart-Timbre mit profundem Touch sein Eigen, das sich gut in die Musik einfügt. Der andere, monarchische Peter wurde von Detlef ROTH gesungen, der die Partie mit der angemessenen Attacke vortrug und insgesamt sehr überzeugte. Sein heller Bariton tendiert schon fast in tenorale Gefilde.

Kurt MOLLs van Bett besticht durch eine unverbrauchte, wundervolle Stimme. Er gibt den Bürgermeister zum Glück nie der Lächerlichkeit preis, sondern gestaltet ihn eher als selbstironische, aber dennoch selbstverliebte Möchtegern-Autorität, ohne jemals zu übertreiben.

Christoph GENZ (Chateauneuf) ist ein Stilist, der wirklich toll phrasieren kann, jedoch ging mir seine Fistelstimme und die arg zurückhaltende Art seines Vortrages zunehmend auf die Nerven.

Moritz GOGG (Lefort), Jörn SCHÜMANN (Syndham), Susanne SOMMER (Witwe Browe) und Axel SCHEIBEL (Offizier) ergänzten solide. Christian HAMMERSCHICK, der während van Betts Selbstlobhudelei-Szene zu Beginn des dritten Aktes und in diesem noch den einen oder anderen Auftritt als Kantor hat, spielte sehr engagiert.

Unter Alfred ESCHWÉ spielten die HAMBURGER SYMPHONIKER, die pro Jahr so ihre vier bis fünf Vorstellungen abkriegen, souverän, allerdings vermißte man die rechte Spielfreude, die unbedingt nötig ist, damit das Werk nicht in der Mittelmäßigkeit stecken bleibt, wo ich es sehe, aber das ist ja Ansichtssache. Jedenfalls sang der CHOR unter Tilman MICHAEL sehr präzise. WFS