Giuseppe Verdi: "MESSA DA REQUIEM" - 6. April 2006

Im Rahmen einer Sonderveranstaltung des SYMPHONIEORCHESTERS DES BAYERISCHEN RUNDFUNKs präsentierte uns Mariss JANSONS eine hochkarätige außergewöhnliche Veranstaltung im ausverkauften Herkulessaal der Münchner Residenz, nämlich Verdis Sakralwerk, das der Komponist dem Dichter Alessandro Manzoni widmete, der sich besonders im Risorgimento, dem Verdi selbst angehörte, dem Freiheitsgedanken Italiens widmete, den Verdi bewunderte und sehr verehrte. Verdi hat sich in diesem Werk - am Ende seiner Schaffensperiode - noch einmal voll entfaltet, in dem er eine "Totenoper" schrieb. Immer wieder hört man die Sehnsucht, die Angst und Verzweiflung der Seelen, das Flehen um die Gnade und Barmherzigkeit des Himmels und die Bitte um Erlösung in den musikalischen Abschnitten, gestützt und untermalt von glänzenden Soli-Einlagen der Bläser und des die armen Seelen verkörpernden Chors ("Dies irae") - voll dem Werk gerecht einstudiert von Peter DIJKSTRA - in vollendeter musikalischer Abrundung heraus. Mariss Jansons gelang es voll, uns in dieses Fegefeuer hineinzuversetzen, sein Dirigat und die Einsätze für Orchester und Sänger trafen genau den Kompositionsgedanken Verdis.

Ihm stand ein Sängermaterial zur Seite, das in seinen Gesangsteilen zur Vollendung eines unvergeßlichen Abends beitrug, vor allen Dingen die männlichen Stimmen waren die Idealbesetzung für Mariss Jansons Dirigatauffassung. Piotr BECZALA in der Tenorpartie glänzte durch präzise Höhensicherheit und sorgte mit seinem Vortrag für die Ausgeglichenheit bei den Gnadenbitten in dem Fegefeuerchaos der Seelen, besonders beeindruckend das "Ingemisco", während die sonore Baß-Stimme von Alexander VINOGRADOV sich in "Mors stupebit" zum gewaltigen Weltrichter aufspielte, sich aber in der Bitte"Solvo me" mächtig zurücknehmen konnte. Eine Stimme, die in Ausdruck und Vortrag Opernerfahrung zeigt.

Bei den Damen fiel Yvonne NAEF mit einer kräftigen und ausdrucksstarken dramatischen Tiefe in all ihren Vorträgen auf, sehr gut auch Tamar IVERI, die sich beim "Libera me" sich so hineinsteigerte, daß sie am Ende völlig verausgabt erschien. Sehr gut ihre Übergänge in piani-Höhen.

Nach einer langen Pause der Ergriffenheit am Ende setzte der Jubel des Publikums ein. Irene Stenzel