"DAS LAND DES LÄCHELNS" konzertant - 8. Oktober 2006

Was für ein Abend - man feierte die Auferstehung eines zur Seite geschobenen Genres, nämlich der Operette, die in dieser konzertanten Form die ganze Vielfalt des perfekt durchkomponierten Werks von Franz Lehar mit ausgefeilten Stimmen aufzeigte. Das haben wir alle wohl dem großartigen Dirigat von Ulf SCHIRMER (dieser führte sich als Chefdirigent des RUNDFUNKORCHESTERS ein) zu verdanken, der mit großem körperlichem Einsatz und perfekter Einsatzgebung Orchester, Sänger und Chor dem Werk seinen süßlichen Operettenschmalz nahm und nahezu eine Oper auf die Bühne brachte. Er sorgte daneben auch mit kleinen Requisiten im 1.Akt wie der Depesche aus China, die er selbst überreichte, und ein Vorzeigen des Geschenks des Prinzen an seine Angebetete (leere Schmuckschachtel) von vorneherein für eine Auflockerung des dramatischen Geschehens.

Lediglich die ausgezeichnete Solovioline von Henry RAUDALES hätte man für den 1. Akt in den Hintergrund platzieren sollen, um dadurch mehr die Textverständlichkeit der Protagonisten während des Ballgeschehens herauszueben.

Und was für ein Sängermaterial, das kann dem Publikum kein Musiktheater bieten. Allen voran Piotr BECZALA als Sou Chong, dessen Abendleistung wohl kein Tenor zu überbieten vermag. Eine auszeichnet geschulte Höhe in "Von Apfelblüten einen Kranz" und "Dein ist mein ganzes Herz" (langanhaltender Beifall danach und Bravo-Rufe) und ein perfekter Ausdruck in der Rollengestaltung des exotischen Prinzen vermag ihn in dieser Partie unvergessen zu machen. Selbst der erste Sou Chong Richard Tauber muß dazu neidlos sein Einverständnis geben. Ihm zu Seite Camilla NYLUND als Lisa, deren leuchtende Soprantöne sich bestens zu Piotr Beczala gesellten und deren Entrée im 1. Akt schon diese Partnerschaft erahnen ließ. Ein Traumpaar auf der Bühne der Philharmonie.

Daneben verblaßte aber nicht das "Buffopaar", nämlich Julia BAUER mit sehr gutem ausdrucksfähigen Soprantönen und perfekter Darstellung der unglücklichen Schwester Mi und Alexander KAIMBACHER als treuschützender Verehrer Gustl. Letzterer vermochte mit seiner Interpretation und stimmlicher Darbietung eines Mozartsängers dieser Gestalt eine Bestnote zu geben. Alfred BERG in den Rollen des Grafen Lichtenfels und des traditionsbewußten Onkel Tschang fügte sich sehr gut ein, ebenso die Kleinstrollen einer Dame und des Dieners mit Monika SCHMITT und Theodor WERNER.

Der CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS, diesmal einstudiert von Michael GLÄSER, konnte sich sehr gut präsentieren, vor allen in den exotischen Musikteilen.

Alles in allem ein unvergeßlicher Abend und ein Dank an Dirigent und Protagonisten für die Auferstehung eines so vernachlässigten Musikgenres. Irene Stenzel