"WERTHER" konzertant - 15. Januar 2006

Marina DOMASHENKO in "Werther" -so kündigte der Bayerische Rundfunk die konzertante Aufführung dieses uns vertrauten, leider derzeit wenig aufgeführten Werks Massenets im Rahmen seines 4. Sonntagskonzerts an - aber hielt diese Ankündigung eines Opernstars, was sie versprach? Frau Domashenko interpretierte die Charlotte zwar mit bestgeschultem kräftigen Mezzo, konnte aber ihrer Charlotte keine Wärme geben. Es lag wohl auch daran, daß die Russin in französischer Sprache vom Blatt sang, diese Sprache wenig beherrscht, und sich textgemäß nicht gefühlvoll verständlich machen konnte, was besonders in ihrer Arie zu Anfang des 3. Akts spürbar war.

Ihr zur Seite in der Titelrolle der venezolanische Tenor Aquiles MACHADO, der mit zarter lyrischer Stimme sich um eine ausdrucksstarke Interpretation den ganzen Abend bemühte, daneben aber zu seiner Partnerin auch wenig Zugang fand. Die beiden Arien des Werther "Je ne sais si je veille" und die gängigste "Pourquoi me réveiller" sang er mit guter aber angestrengter Höhe, Rolleneinfühlungen wie Verzweiflung über nicht erwiderte Liebe oder der Freitod des Werther waren nicht erkennbar. Lag das ebenfalls an mangelhaften Französisch-Kenntnissen?

Im krassen Gegensatz zu den beiden Hauptprotagonisten fand Damiano SALERNO in der Rolle des unglücklich liebenden Albert den besten Zugang zu seiner Partie, die er mit schönem lyrischen Bariton eindrucksvoll zum Publik herüber brachte. Anna-Maria PANZARELLA als Sophie sang ihren Part ganz ordentlich, mehr kann man aus dieser Rolle nicht machen.

Zu erwähnen seien noch neben der geglückten weiteren Sängerbesetzung Martin MITTERRUTZNER als Schmidt und Marijn SANDERS als Johann, Federico SACCHI als Amtmann, der mit seinem schönem Bassbariton ebenfalls rollengerecht besetzt war.

Wenn Marco ARMILIATO neben einer tempigerechten einfühlsamen Stabführung (das MÜNCHENER RUNDFUNKORCHESTER spielte) bei diesem vollendet durchkomponierten Werk Massenets nicht noch für eine perfekte Sängerführung gesorgt hätte, dann hätte es trübe ausgesehen. Ihm galt wohl der jubelnde Applaus des Publikums.

Zu erwähnen seien noch die Kinder des KINDERCHORS DER BAYRISCHEN STAATSOPER unter der Einstudierung von Ursula STIGLOHER, die Weihnachtsfreude der Kinder in "Noel, Noel" klang herausragend. Irene Stenzel