"AIDA" - 16. April 2006

Die Arena Oper - so bezeichnete der Veranstalter Folkert Koopmas, FKP Scorpio Konzertproduktionen GmbH dieses Opernevent - eine Idee, dieses von Verdi für die Eröffnung des Suez Kanals komponierte Werk nach alljährlich wiederkehrenden Aufführungen in der Arena di Verona derart auf die Bühne zu bringen, wurde doch zum 100. Geburtstag von Verdi dieses Werk zum ersten Mal in der Arena di Verona aufgeführt, und seitdem ist die Arena di Verona die größte Freilichtbühne der Welt. Die Olympiahalle München, überdacht und 20.000 Zuschauer fassend (in Verona sind es 22.000) zollte diesem Verdi-Werk somit voll Rechnung. Schon 2 Stunden vor Beginn konnte sich das Publikum in die Welt des alten Ägypten versetzen: Ein Riesenbühnenrondell in der Mitte mit Sand sorgte mit Szenen aus dem alten Memphis mit entsprechender Statisterie zur Einführung.

Man sah den Pyramidenbau mit Sklaven, aus naturgetreuem Wasser des Nils wurde Wasser geschöpft und Wäsche gewaschen, Priester und patroullierende Soldaten zeigten durch segnende Handlungen und letztere durch Gefechte und sportliche Betätigung für die nötige Stimmung, und spielende Kinder zeigten das Leben der damaligen Zeit auf. 600 Statisten aus der Umgebung Münchens waren dafür engagiert, die auch weiterhin den Abend hindurch auf der Bühne waren, bei dem man sogar Pferde mit Streitwägen mit Wagenlenker über die Bühne galoppieren sah. Und sogar ein Falke flog über das alte Memphis.

So bereits eingestimmt begann die Oper, jeder Aktinhalt von einem Geschichtenerzähler (Martin ARNHOLD) für Handlungsunwissende erzählt. Es spielte das MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTER unter der werkgerechten Leitung von Patrick FOURNILLIER, dessen Einsätze für die Sänger durch aufgestellte Monitore erkennbar waren. Leider fand die ganze Aufführung durch Verstärkungsmikrophone, auch für die Sänger, statt, so daß doch bei einigen musikalischen Wiedergaben eine Übersteuerung bemerkbar wurde, was allerdings bei solchen Events nicht zu vermeiden ist, leider aber nicht ganz zu einer qualitätvollen Aufführung beiträgt.

In den Hauptpartien hatte man Arena di Verona erprobte Sänger zur Verfügung, die ihre Stimme dieser Aufführung anpassen konnten - so Sylvie VALAYRE in der Hauptrolle (ihr kräftiger lyrischer Sopran mit sehr guten piani-Höhen erklang rollengerecht) und Keith OHLSEN mit sehr guten Tenorhöhen als Radames.

Charikia MAVROPOULOU als Amneris wünscht man sich mit ihrem kräftigen ausdrucksstarken Mezzo in weiteren Partien zu hören. Vittorio VITELLI sang den Amonasro ganz ordentlich, während Guido JENTJENS den Ramphis mit sonorem Bass besonders gut herüberbrachte.

Den König sang Stefano RINALDI-MILANI, den Messaggero Allessandro CASENTINO, beide konnten sich mit ihren sängerischen Leistungen gut in die Aufführung integrieren, besonders hervorzuheben ist allerdings die Leistung der Sopranistin Eria KOLLAKU, die die Tempelsängerin eindrucksvoll wiedergab.

Für den Abend hatte man den PHILHARMONISCHEN CHOR MÜNCHEN unter der Einstudierung von Andreas HERRMANN engagiert, der die Aufführung musikalisch gut abrunden konnte. Das Ballett der BALLETTSCHULE SÖHN unter der für München aufführungsgerechten Choreographie von Barbara HABDAS-GEIFRIG tanzte, die Gesamt-Chreographie von Krystzof PASTOR kann man als passend zum Werk bezeichnen.

Eine sehr gute Personenführung insgesamt zeichnete die Regie von Patrika IONESCO aus, dazu die gut gewählte Ausstattung und Kostüme von Bernard ARNOULD.

Selbst alte Opernhasen waren begeistert, von überspitzten modernen Inszenierungen weg zu sein und mal richtig alte Oper zu genießen. Und gerade damit kann man auch die Jugend mehr in die Opernhäusern bringen. Irene Stenzel