1. ABO-KONZERT DER LICHT-SAISON - 19. Oktober 2006

Das erste Konzert der "Licht"-Saison des MÜNCHENER KAMMERORCHESTERs war gleichzeitig das Antrittskonzert des neuen künstlerischen Leiters Alexander LIEBREICH.

Den Anfang machte dabei die "Sinfonie Nr. 39, g-moll" von Joseph Haydn. Die frühen und frühesten Haydn-Sinfonien werden einen weiteren roten Faden im Konzertprogramm bilden, wie um zu betonen, daß das Kammorchester nicht nur zeitgenössisches spielt. Von einem Alibi konnte bei der spannungsreichen Interpretation dann auch keine Rede sein.

Danach aber folgte gleich das erste Stück zum gewählten Thema. Die deutsche Erstaufführung von "Twilight" von Giya Kancheli entführte die Zuhörer gekonnt in das Zwielicht einer nordischen Sommernacht. Zwei Solo-Violinen führen einen melancholischen Dialog, unterlegt vom Streichorchester und einem Synthesizer, der mal Klänge wie von einer Celesta, mal dunkles Grollen beisteuert. Ein Stück, das sich immer hart an der Grenze zum reinen Effekt bewegt, aber dennoch einen sehr starken Eindruck hinterläßt. Konzermeister Daniel GIGLBERGER schien allerdings hörbar mit der Interpretation seines Soloparts zu ringen, ganz im Gegenteil zu seiner Kollegin Muriel CANTOREGGI, die gewohnt eindringlich aufspielte.

Nach der Pause war das Licht dann ziemlich verschwunden mit der "14. Sinfonie, op. 135" von Schostakowitsch. Dieses Werk, das der Komponist als Weiterführung von Mussorgskys "Lieder und Tänzen des Todes" verstanden wissen wollte, erschafft eine tief dunkle Gefühlswelt mit kleinen Lichtflecken. Ein Liederzyklus in 11 Sätzen mit Streichorchester und Schlagzeug ist es geworden, und an diesem Abend besonders eindrucksvoll, mit zwei hervorragend besetzen Solisten.

Jede Nuance arbeitete die Sopranistin Elena PANKRATOVA mit ihrer tragenden Stimme aus ihren Liedern heraus als ob es eine durchgehende Geschichte zu erzählen galt. Mal keck ("Loreley"), mal fast satirisch ("Malagueña"), dann melancholisch bis tief traurig ("Der Selbstmörder") oder spielerisch im Dialog mit ihrem Gegenüber Neal DAVIES ("Madame, schauen Sie!"). Der stand ihr mit seinem schwarzen Baß in nichts nach. Wie in den üblen Beschimpfungen ("Antwort der Zaporoger Kosaken an den Sultan von Konstantinopel") oder gleich danach in dem schwermütigen "An Delwig". Ein mitreißender Parforceritt der Gefühle, von dem sich auch das Kammerorchester mitreißen ließ.

Das Publikum im sehr gut gefüllten Prinzregententheater nahm dieses erste Konzertangebot und den neuen Orchesterleiter mit Begeisterung an, der Einstieg in eine spannende Saison ist geglückt. KS