JOSÉ CARRERAS - 22. März 2006

Mit Musik der Belle Èpoque reist der große Lyriker José CARRERAS durch ganz Deutschland und machte an diesem Abend in München halt, um uns mit seiner erlesenen Programmauswahl der Musikstücke in die Salons der Jahrhundertwende zu entführen.

Dabei machte er nicht nur auf fast vergessene Lieder und Salonstücke aufmerksam, sondern auch auf seine nur ihm eigene pianireiche lyrische Ausdrucksstärke, die den großen Lyriker der Opernwelt ausmachte und die uns immer noch zu begeistern vermag. Vor allem glänzte José Carreras durch einen routinierten Vortrag der Lieder, so daß der Inhalt jedes Liedes zum Publikum wirkungsvoll herüber kam.

Vor der Pause gleich zu Anfang des Liedprogramms erklangen Lieder von Franz Schreker und Alexander von Zemlinksy - die einstmals verbotenen Werke der beiden Komponisten erleben glücklicherweise derzeit eine Renaissance - Edward Grieg und Maurice Ravel. Bei Erik Satie ("Je te veux") zeigte José Carreras sein unverwechselbares Leuchten in der Stimme.

Als sehr persönlichen Höhepunkt allerdings gestaltete José Carreras Luigi Denza ("Si vous l'aviez compris") und Francesco Paolo Tosti ("O dolce meraviglia" und "Penso").

Nach der Pause kamen u.a. Kompositionen des Verismo zu Gehör, so erklangen zwei Lieder von Giacomo Puccini und ein Lied von Ruggiero Leoncavallo, ein Fach, das José Carreras jahrelang bravourös auf der Bühne sang, und in dem er immer noch zu Hause ist.

Höhepunkt aber war hier "Rosó. Pel teu amor" von Josep Ribas, ungeheuer ausdrucksstark und mit viel Einsatz kräftig vorgetragen. Mit Werken von Carlos Gardel und Ernesto Tagliaferri endete das offizielle Programm, das von Lorenzo BAVAJ am Klavier - ausgestattet mit sensiblem Einfühlsvermögen für den Sänger - und vom NUOVO QUARTETTO ITALIANO begleitet wurde.

In den Salon-Solostücken wie "Salut d'amor" von Edward Elgar und "La mia canzone" von Francesco Paolo Tosti und nach der Pause mit "Crisantemi" und dem Intermezzo aus "Cavalleria Rusticana" von Pietro Mascagni zeigte dieses italienische Ensemble sein voll ausgefeiltes musikalisches Können.

Mit stehenden Ovationen, mit denen das Publikum fünf leider nicht angesagte Zugaben erzwang, und die außer seinem berühmten "Core 'ngrato" nicht bekannt waren, nahm München Abschied von seinem Opernidol. Irene Stenzel