MÜNCHNER KAMMERORCHESTER - 23. Februar 2006

Bereits zum zweiten Mal erhält heuer das MÜNCHNER KAMMERORCHESTER den Preis des Deutschen Musikverleger-Verbandes für das beste Konzertprogramm, wie dieser Tage bekannt gegeben wurde. Damit wird die Saison mit dem Titel "Hellas - Griechenland und die klassische Mythologie" geehrt.

Ein wunderbares Beispiel, wie man ein solches Thema ausgestalten kann, bot dieser Abend. Gerahmt wurde er von Anfang und Schluß der "Geschöpfe des Prometheus, op. 43" von Ludwig van Beethoven. Gefolgt von der dramatischen Kantate "Phaedra, op. 93" von Benjamin Britten.

Cornelia KALLISCH sang die Frau, die sich in ihren Stiefsohn verliebt, von diesem abgewiesen wird, ihn dafür in den Tod treibt und anschließend Selbstmord begeht. Wie so oft bei Britten verbinden sich hier große Gefühle mit einfach scheinenden Mitteln, die umso wirkungsvoller sind. Zumal bei einer Interpretin wie hier. Diese Phaedra schwelgte mit sattem Mezzo in Gefühl und Leidenschaft, Dramatik und Musik, als kleiner Wehmutstropfen allerdings etwas weniger in der englischen Sprache.

Und das Kammerorchester unter Heinz HOLLIGER spielte mit dergleichen Inspiration, begleitete trefflich in alle Höhen und Tiefen der Figur. Auch das nächste Stück, wiederum Britten, gehörte zum gewählten Thema. Heinz Holliger, nun als Solist, gestaltete die "Sechs Metamorphosen nach Ovid, op. 49" für Oboe solo mit feinem Erzählton, fast wie mit Worten, baute immer wieder kleine Spannungsbögen auf, und hielt die Zuhörer so in Atem.

Nach der Pause brach man kurz mit dem Schwerpunkt zugunsten einer "Passacaglia concertante für Streichorchester und Oboe" des in die Schweiz emigrierten Ungarn Sándor Veress, der sein Werk vor 45 Jahren Holliger gewidmet hatte, um mit den "Fünf griechischen Tänzen" von Nikos Skalkottas den Bogen erneut zu schlagen. Die Tänze sind eine ideale Synthese aus dem Ton der griechischen Volksmusik und der Kunstmusik eines Streichorchesters. Hier tanzten Orchester und Dirigent mit viel Verve. Das Finale des Prometheus behielt diesen tänzerischen Ton bei. - Herzlichen Glückwunsch ans Kammerorchester! KS