"LA BOHÈME" - 24. November 2006

Vorstellung für die "Freunde des Nationaltheaters" anläßlich des 18. Wiedersehenstreffens ehemaliger Mitglieder der Bayerischen Staatsoper

Jedes Jahr ist das Münchner Opernpublikum glücklich, die alten Großen ihres Hauses vor einer Aufführung oder in der Pause wiedersehen und sprechen zu können, und auch, um ein Autogramm mit nach Hause nehmen zu können. Den dafür verantwortlichen Freunden des Nationaltheaters, die schon am Mittag eines solchen alljährlichen Treffens zum Austausch von Bühnenerlebnissen die alte Garde zu einem gemeinsamen Mittagessen einladen, sei dafür gedankt. Aus der anwesenden Riege der Vergangenheit seien nur herausgegriffen Ingebort HALLSTEIN, Hildegard HILLEBRECHT , Ruth-Margret PÜTZ, Felicia WEATHERS, Ortrud WENKEL, Friedrich LENZ, Hermin ESSER, Franz CRASS, Thomas TIPTON und zum ersten Mal dabei Ekkehard WLASCHIHA.

Für die abendliche Festaufführung, dieses Jahr Puccinis "La Bohème", hatten die Freunde des Nationaltheaters eine Otto SCHENK-Inszenierung gewählt, die glücklicherweise schon lange auf dem Spielplan ist und die vor allen Dingen an die früheren grandiosen Inszenierungen an der Bayerischen Staatsoper erinnern läßt, was gerade bei den Künstlern der Vergangenheit nostalgische Gefühle und Erinnrungen wachzurufen vermochte. Mit Szenenapplaus bedachte man das weihnachtliche Bühnenbild (Rudolf HEINRICH) im 2. Akt, Platz vor dem Café Momus.

Allerdings war die Sängerwahl in den Hauptpartien nicht immer glücklich. Während man unter der tempigerechten Stabführung von Marco ARMILIATO einen guten Verismo hören konnte, besetzte man die Rolle der Mimi mit Marina MESCHERIAKOWA, deren breit angelegter lyrischer Sopran (stellenweise hatte man das Gefühl einer falschen Intonation) nur in der Sterbeszene am Ende der Oper piani zeigte, so daß sie nicht mit der best geschulten Tenorstimme von ROBERTO ARONICA als Rudolfo harmonierte. Der Bergonzi-Schüler Aronica brachte die beste Leistung des Abends mit einer perfekten Höhe und sehr guten Ausdrucksstärke ("Que gelida manina").

Christopher MALTMANN sang den Marcello sehr ordentlich, und konnte mit Margarita de ARRELLANO, die eine routinierte Musetta wiedergab, gut harmonieren. Schade war es um STEVEN Humes Colline, der die sonst so zu Herzen dringende "Mantelarie" wenig färben konnte, während der Schaunard von Christian RIEGER rollengerecht besetzt war.

Zu erwähnen wären noch die beiden sehr gut gezeichneten Studien von Alfred KUHN als dem Hausherrn Benoit und Gerhard AUER als dem geprellen Staatsrat Alcindoro. Die übrigen Protagonisten wie Rüdiger TREBES als Zöllner, Woo-Sung AN als Sergeant der Zollwache und Jürgen RAML als Pflaumenverkäufer nebst CHOR (Andrès MÁSPIERO) und KINDERCHOR DER BAYERISCHEN STAATSOPER (Stellario FAGONE) zeigten eine gute Abendleistung. Irene Stenzel