"SCHNEEMÄDCHEN" - 26. Juli 2006

Am Ende schmolzen nicht nur das Schneemädchen, sondern auch alle Beteiligten und das Publikum in der sommerlichen Hitze.

Aber von vorn. Zum 18. Isny-Opernfestival hatte man sich Rimski-Korsakows "Schneemädchen" vorgenommen, das Märchen, in dem die Tochter von Väterchen Frost und dem Frühling zu den Menschen geht, dort trotz vieler Bewunderer das Lieben erst lernen muß, aber am Ende der Sonne zum Opfer fällt und damit die Menschen rettet. An diesem Abend wurde nicht im Schatten der Stadtmauer von Isny gespielt, sondern in der Allerheiligenhofkirche der Münchner Residenz. Kühler war es allerdings dort auch nicht.

Die Produktion setzte auf einfache bildliche Mittel (Bühne: Heinz PAULI). So wurden für jeden Akt Holzrahmen mit neuen weißen Laken bespannt, auf denen schlichte Tuschezeichnungen zu sehen waren, mit fast asiatischem Anklang. Die Kostüme, die aufwendiger geplant waren, wurden zwei Tage vor der Premiere abgesagt, so daß Improvisation angesagt war. Die Lösung war schlicht, aber im Rahmen des Möglichen durchaus gelungen. Damit waren die Sänger noch mehr im Mittelpunkt, als sie es ohnehin schon gewesen wären.

Das Ensemble bestand, wie immer bei den Isny-Produktionen, aus Studenten und jungen Absolventen verschiedener Hochschulen. So studiert das Schneemädchen Anja Katharina MÜLLICH an der Hochschule in München und wird dort im Herbst in einer weiteren Produktion zu sehen sein. Darauf kann man sich freuen, denn ihre Darstellung, wie auch ihr leuchtender Sopran überzeugten. Nur die maskenhafte blaue Farbe in ihrem Gesicht muß angesichts des Klimas nicht nur unangenehm gewesen sein, sie verlieh ihr auch das Gesicht eines Wassermanns.

Die beiden Bewerber um die Gunst des Schneemädchens, der reiche Kaufmann (Kimako Xavier TROTMAN), der sportlich seine Wandlung vom Neureichen zum Liebenden vollzieht und die bestechende Naivität des singenden Hirten (Iskra STANEVA) bildeten gute Kontraste. Sehr schön auch Schneemädchens Freundin Kupawa (Alexandra MINDOVA) in ihrer Trauer und Wut über die Zurückweisung des Kaufmanns und später ihrer fast kindlichen Liebe zum Hirten.

Auch die meisten anderen Rollen waren gelungen besetzt, so Alexander MOROZOV, dessen Baß dunkel durch die Kirche hallte, oder der Frühling von Tatjana WINKLER sowie der hier weibliche Waldgeist von Wang LI.

Das ORCHESTER aus Mitgliedern verschiedener rumänischer Staatsorchester wie auch die Sänger wurden vom künstlerischen Leiter Hans-Christian HAUSER umsichtig durch den Abend geführt. Gesungen wurde übrigens auf Russisch. Eine Mühe, die sich lohnt, da es doch sehr zum Klanggenuß beiträgt. KS