"DIE HEIMLICHE EHE" - 27. August 2006

Wieder ein musikalisches Kleinod während der Theaterferien in München, nämlich Domenico Cimarosas Meisterwerk und einzige Oper, aufgeführt in einem höfischen Ambiente, nämlich im ausverkauften Hubertussaal in Schloß Nymphenburg in München - und bis aufs Wetter paßte alles.

Die Regie von Dominik WILGENBUS, der auch die launige Textfassung dem barocken Werk fürs Publikum aufs Auge drückte, bezog Publikum und Dirigent (sehr sauber und präzise dirigierte Martin HANNUS das ORCHESTER DER KAMMEROPER MÜNCHEN) ins Handlungsgeschehen mit ein. Allerdings blieb unklar, warum man aus dem reichen Kaufmann Geronimo zunächst einen Holzhändler machte (man schob weiße Holzklötze auf der Bühne herum) und ihn dann doch plötzlich in einen Lampengroßhändler umwandelte - Lampen in jeder Größe dienten als Requisiten. Dennoch kann man insgesamt von guter Regie und Personenführung sprechen, das Bühnengeschehen war gut durchdacht und diente dem Vergnügen des Publikums, das sich sichtlich an der Gesangskunst und dem schauspielerischen Können des jungen Sängermaterials ergötzte.

Das "heimliche Ehepaar", der Diener Paolino (hier machte man ihn zum Buchhalter Paulchen) war mit Andrew LEPRI MEYER mit schönem Mozart-Tenor gut besetzt, nur seine bessere Hälfte Carolina Karin STUBER klang in manchen Passagen überanstrengt, diese Stimme hat aber eine ausgezeichnete lyrische Sopranhöhe und mag sich im Laufe ihrer Sängerlaufbahn sicher noch zu steigern. Sehr gut meisterte Johannes STERMANN seine Vaterrolle als Geronimo im stimmlichen Ausdruck und Vortrag.

In den weiteren Damenpartien erklangen die Stimmen von Dora PAVLIKOVA (gut geschulter Sopran ) als Elisetta und Vera SEMNIENIUK als Tante Fidalma mit äußerst ansprechendem Mezzo. Den Vogel allerdings dieser brillanten Aufführung schoß Uwe SCHENKER-PRIMUS als Graf Robinson ab: ein verarmter, adeliger Mitgiftjäger mit imposanter Erscheinung und bereits routiniertem ausdrucksstarken stimmlichen Können.

Einzugehen wäre noch auf das ausgezeichnet und präzise gesungene Damenterzett im 1. Akt. Auf die Einzelarien musste man ja leider bis zum 2. Akt warten, die von allen Protagonisten ihren stimmlichen Möglichkeiten gemäß gesungen wurden. Die gut entworfenen Originalkostüme (wer tat das?) paßten seltsamerweise zur modernen Lampenvielfalt auf der Bühne. Und auf all dieses Geschehen lächelte Domenico Cimarosa mit Elektrostecker von der Bühne herab - oder war's doch der Lampengroßhändler-Vorfahr Geronimo Lamprecht?

Alles in allem ein Spätsommervergnügen für daheimgebliebene Opernfreunde. Irene Stenzel