"DER ZAREWITSCH", konzertant - 8. März 2009

Mit einer konzertanten Aufführung der viel zu lange nicht auf der Bühne in München gespielten Operette von Franz Lehár präsentierte sich dieses Mal das MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTER unter der Leitung von Ulf SCHIRMER, der sein Orchester temperamentvoll wie stets durch den Abend führte und auch zu einem operettenhaften Klang brachte. Die Titelfigur lehnte sich im Großen und Ganzen an den historischen Zarewitsch Alexej Petrowitsch (1680 - 1718) an, dessen Liebe zu einer Leibeigenen die Handlung des Stücks ausmacht und demnach auch zu einem entsagungsvollem Ende dieser Liebe führt.

Musikalisch entführt uns der Komponist ins alte Rußland, und schon das Entrée drückte durch die Introduktion des CHORS (wie immer Besteinstudierung von Udo MEHRPOHL) und während des ganzen Abends in Bestform die russische Seele aus, man konnte bereits in den ersten Takten des Orchesters den tragischen Ausgang des Werks erahnen.

Leider mußte der für die Titelpartie vorgesehene Piotr Beczala wegen Erkrankung absagen, man fand dafür Mathias KLINK, der selbst gesundheitlich angeschlagen, die Partie gut zu Ende brachte, und der vor allen Dingen die von Lehar für seinen Lieblingstenor Richard Tauber, der auch die Uraufführung 1927 sang, komponierten Kopfstimmenhöhen sehr gut, manchmal wohl krankheitsbedingt etwas verhalten, einsetzen konnte. Diese Höhen verwendete Franz Lehar in fast all seinen Tenorkompositionen, da sie einen besonderen tenoralen Schmelz erzeugen, und für deren Einsatz Lieblingstenor Richard Tauber berühmt war.

Ihm zur Seite mit feinfühliger kollegialer Unterstützung die Leistung von Alexandra REINPRECHT als Sonja, die nicht nur mit wunderschönen Pianotönen ("Einer wird kommen", "Warum hat jeder Frühling auch nur einen Mai") ihren Gesangseinlagen Ausdruck verlieh, sondern auch darstellerisch einen sehr guten Ausdruck zeigte. Sehr eindrucksvoll das Duett "Hab nur Dich allein", wo man ein hier eine besonders geglückte Stimmharmonie der beiden Hauptprotagonisten feststellen konnte.

Als Buffopaar Mascha und Iwan erlebte man die Stimmen von Christa LANDSHAMMER und Andreas WINKLER. Beide zeigten eine sehr gute darstellerische und sängerische Interpretation ihrer Rollen, leider war hier manchmal das Orchester allzu temperamentvoll, so daß diese Stimmen zu leise zum Publikum kamen. In den Sprechrollen traten Jutta NEUMANN (Gräfin), Robert Andrej AUGUSTIN (Großfürst), Frank MARHOLD (Minister) und Marian KINDERMANN auf, letzterer stellte den italienischen Papagallo Bardolo so naturgetreu dar, daß er bei seinem Abgang Szenenapplaus erhielt.

Das Publikum des ausverkauften Prinzregententheaters ging begeistert mit und wünschte sich sicherlich, wieder einmal häufiger den Zauber der Operette zu spüren. I.St.