"TOSCA" - 25. September 2014

An das Rom um 1800, indem die Handlung der Oper spielt, erinnert diese Inszenierung (Luc BONDY) nur fragmentweise (es gab nur internas von San Andrea della Valle, Palazzo Farnese und Castell Sant'Angelo, die aber durchaus auch andere Gebäude betreffen könnten), die Kostüme allerdings von Milena COANONERO konnten das Publikum in das Zeitgeschehen der napoleonischen Kriegführung in Italien entführen.

Dafür standen aber der Bayerischen Staatsoper an diesem Abend hervorragende Sänger zur Verfügung, die diesen zu einem Highlight zu Beginn der Saison 2014/2015 machen konnten. In der Titelrolle Anja HARTEROS, die der großen Maria Callas immer ähnlicher wird, eine höhensichere Stimmtechnik gepaart mit Ausdrucksbetontheit und darstellerischem Können zeichnet diese Stimme aus, vor allem in den Szenen mit Scarpia im 2. Akt und dazu das hervorragend herausgearbeitete Entsetzen über den Tod ihres Mario und ihr "Scarpia, avanti a Dio". So entsprach ihre gesangliche und darstellerische Interpretation voll der Komposition Puccinis und den Librettogedanken von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica, eine liebende Kämpferin bis zum Tod.

Als Scarpia trat zum ersten Mal Thomas HAMPSON in München auf, der diese Rolle mit äußerster stimmlicher Präzision als vornehmer Wüstling gestaltete, der sexwütig nicht davor zurückschreckte, die Madonnenskulptur in San Andrea della Valle als irdische Frau zu sehen. Seine Interpretation des "Te Deum" wird noch lange nachklingen. Von ihm hervorragend nicht nur gesanglich herausgearbeitet die Szenen mit Tosca im 2. Akt.

Als Mario Cavaradossi war nach langer Abwesenheit Marcello GIORDANI auf der Bühne, der seine Rolle mehr als italienischer Macho gestaltete, er war ein Freiheitskämpfer für ein österreichfreies Italien, seine Liebe zu Tosca war nur eine schöne Begleiterscheinung in seinem darauf ausgerichteten Leben, was er auch bei einem in besten Tenorhöhen ausgestatteten "Vittoria, vittoria!" bewies. Leider verließen ihn bei "E lucevan le stelle" die Kräfte, er konnte aber seine Partie dann bis zu seinem Ende gut durchhalten. Der Schlußbeifall des Publikums bewies es ihm.

Eine sehr gute Studie zeigte wieder Christoph STEPHINGER als Mesner, auch rollengerecht besetzt der Angelotti von Goran JURIC. Die übrigen Rollen der Oper waren mit Francesco PETROZZI und Christian RIEGER als die beiden Schergen des Scarpia Spoletta und Sciarrone, Leonard BERNAD als Gefängniswärter sowie mit einem SOLISTEN DES TÖLZER KNABENCHORs ausreichend besetzt. Die CHÖRE waren von Stellario FAGONE wieder einmal sehr gut einstudiert, vor allem der KINDERCHOR, dem er ja vorsteht.

Asher FISCH führte das BAYERISCHE STAATSORCHESTER gut durch den Abend, manche Buhs vor der Pause waren völlig unbegründet.

Am kommenden Samstag findet mit gleicher Oper und Besetzung wie alljährlich die Veranstaltung der Freunde des Nationaltheaters statt, die dazu wieder die alten Größen der Bayerischen Staatsoper eingeladen haben, damit diese im Herzen ihres Publikums nicht vergessen sind. Leider war für diese Veranstaltung diesesmal für die Rezensentin keine Karte zu erhalten, so daß diese auf die Informationen glücklicher Karteninhaber angewiesen ist. Aus der zugesandten Liste der anwesenden Größen sind die Kammersängerinnen und Kammersänger Annelie Waas, Sylvia Geszty, Ingeborg Hallstein, Hildegard Hillebrecht, Edith Mathis und Ruth-Margret Pütz , Felicia Weathers, Reri Grist und Ortrun Wenkel sowie bei den Herren Franz-Josef Kapellmann, Claes H. Ahnsjö und Staatskapellmeister Heinrich Bender zu erwähnen, allesamt Künstler, deren Namen weiterhin den Namen der Bayerischen Staatsoper weltweit glänzen lassen. ISt