"DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL" - 26. September 2014

Die einstmals umstrittene Inszenierung - erheblich entsorgt - von Martin DUNCAN erzählte durch eine Sheharezade im Tschador (Demet GÜL) Kindern und Erwachsenen ein Märchen aus 1000 und einer Nacht, man überließ die Sprechtexte der Erzählerin, so konnten sich Sänger und Publikum ganz auf Mozarts Musik konzentrieren, schon während der Ouvertüre kam Handlung auf der Bühne auf, wo man sich durch Eunuchen, Haremsdamen und mehrfarbige schwebende Sofas auf das Bühnengeschehen einstimmen konnte. Glücklicherweise trugen die Eunuchen nur Kreuze auf der Unterwäsche, nicht wie in früheren Aufführungen blutverschmierte Unterwäsche.

Die Gesangspassagen fanden meist auf den schwebenden Diwanen statt, man doubelte die Rollen von Konstanze und Blonde (Trude ALBERT und Katharina MÜLLER - unverständlicherweise) und setzte sogar eine Zeichnerin ein, die einiges am Bühnenbild ergänzte, so auch wurden die Protagonisten des Abends am Schluß dem Publikum vorgestellt. Auch die Sprechrolle des Bassa Selim wurde durch eine stumme Rolle ersetzt (Bernd SCHMITT), was zwar in dieser Inszenierung nicht störend wirkt, nur vermißte man die ausgewogenen Sprechtexte des Bassa des Original-Librettos von Johann Gottlieb Stephanie d.J. bearbeitet von Christoph Friedrich Bretzner.

Diese Inszenierung konzentriert sich also voll auf die Stimmen, die für diesen Abend gut und auserlesen gewählt waren. Als Konstanze erlebte man Lisette OROPESA, die gerade in ihrer Martern-Arie ihre Koloraturen augefeilt und höhensicher singen konnte, ihr zu Seite als Blonde Rebecca NELSEN, ebenso höhensicher und in ihrer Bühnenpräsenz gut ausgewählt.

Ein besonderes Augenmerk war auf Javier CAMARENA als Belmonte zu legen, der diese Partie neben seinen vielen Rossini-Belcanto-Partien im Repertoire hat und auch diese Rolle mit äußerster Sorgfalt und stimmlicher Präzision zum Publikum bringen konnte. Matthew GRILLS als Pedrillo überwand seine anfängliche Zurückhaltung und sang sich im Laufe des Abend immer mehr frei und brachte seine Partie gut zu Ende.

Den Vogel allerdings schoß Hans-Peter KÖNIG als Osmin ab, ohnehin eine Baß-Partie, die mit allen bassistischen Raffinessen ausgestattet ist, und die diese Figur in diesem Singspiel - hervorragend gesungen und humoristisch dargestellt - zur Zentralfigur werden läßt. Das ist Hans-Peter König sehr gut gelungen.

Constantin TRINKS am Pult führte das BAYERISCHE STAATSORChESTER präzise mozartgerecht durch den Abend, der CHOR DER BAYERISCHEN STAATSOPER unter Stellario FAGONE trug zum Gelingen dieses Mozart-Abends sehr gut bei.

Diese Inszenierung ist in dieser Form so gelungen, daß man diese ohne Weiteres seinen Kindern zur Einführung in die Welt der Oper gönnen kann. ISt