"DAS RHEINGOLD" - 1. November 2005

Hier sind einzig Wotans Speer und der übergroße Ring Alberichs "real". Das Rheingold wird durch eine gleißende Lichtflut von oben angedeutet. Aus unerfindlichen Gründen erscheint im "Rheingold" ein graues sargähnliches Möbel, das sich dann in ein blaues schiffartiges spitzes Gebilde verwandelt und sich auf der Bühne dreht. Die Symbolik dieses unnützen Versatzstückes ist nicht klar. Statt eines Hammers nennt Donner einen eckigen Prügel sein Eigen. Die Götter tragen alle einen oder mehrere weite, auf den Schultern ruhende, Ringe um den Hals, je nach Hierarchie, sowie kleine Brettchen hinter dem Kopf. Manche Kostüme sind an der Grenze des Lächerlichen. Der arme Alberich trägt mit nacktem Oberkörper einen riesigen schwarzen Reifen um den Leib und erinnert fatal an einen schwarzen Pneu-Mann "Bibendum" der Michelin-Reklame. Die Riesen gehen auf Koturnen und werden durch schwarze Bretter über dem Kopf noch überhöht, was sie in die 3-Meter-Höhe bringt. Vom Nibelungenschatz ist nichts zu sehen, die Nibelungen (eine Gruppe von Kindern in Schachtel-Kostümen) rennen in Kreisen umher, ohne irgend etwas zu tragen. Die Nicht-Auftürmung des Horts um Freia zu verdecken, wird daher zur Farce.

Die Sängerschar in "Rheingold" war sehr unterschiedlich. Jukka RASILAINEN ist kaum ein idealer Wotan. Sein rauher, nicht sehr differenzierter Baßbariton trägt zwar sehr gut, doch fehlt das ruhige Strahlen der Stimme für "Abendlich strahlt" im "Rheingold". Anderseits waren die meisten anderen Sänger Luxusbesetzungen, angefangen mit Laurent ALVARO (Donner) und Endrik WOTTRICH (Froh). Beide waren stimmlich überragend und spielten ausgezeichnet die etwas bekloppten Götter. David KUEBLER (Loge) ließ sich entschuldigen, da er völlig stimmlos war. Arnold BEZUYEN wurde aus Wien eingeflogen und sang mit seinem etwas spitzen Charaktertenor ausnehmend prägnant die hintergründige Rolle des gewieften Halbgottes vor einem Notenpult auf der linken Vorderbühne, während Kuebler blendend die Rolle auf der Bühne mimte.

Als Alberich war Sergei LEIFERKUS stimmkräftig und spielte hervorragend trotz seines läppischen Kostüms. Volker VOGEL als gequälter Mime gab die Schläge Alberichs sehr glaubhaft wieder. Die beiden Riesen waren sehr beeindruckend, doch dank der riesigen Kostüme einigermaßen behindert. Franz-Josef SELIG als Fasolt war stimmgewaltig, aber auch sehr lyrisch, wenn er an Freia denkt. Bruder Fafner war beim kraftvollen Baß Günther GROISSBÖCKs in besten Händen, der seinen Bruder mit einem leichten Klaps sehr kurzbündig entsorgte - nur keine Emotion.

Mihoko FUJIMURA ist derzeit weltweit die Fricka. Ihr warmer Mezzosopran gibt der Rolle der germanischen Xanthippe etwas menschliche Züge. Die ausgezeichnete Camilla NYLUND war in der kleinen Rolle der Freia zu hören. Sie stand aber meist im Hintergrund oder abseits und wirkte deshalb etwas stimmschwach für Wagner. Die große Überraschung war die Erda von Qiu Lin ZHANG (trotz ihres Namens stammt sie aus Toulouse). Hier ist einmal wieder eine wirkliche Altstimme zu hören, mit vollen, runden Tiefen. Sie sang prachtvoll "Weiche Wotan, weiche!". Man muß an Kathleen Ferrier oder Margarethe Klose denken. Der jungen Sängerin ist ein große Karriere fast sicher. Von den drei Rheintöchtern, war Kirsten BLAISE (Woglinde ) die schwächste. Ihr heller Sopran ist für Wagner - selbst die Woglinde - noch etwas dünn. Dafür sangen Daniela DENSCHLAG (Wellgunde) und auch Annette JAHNS (Floßhilde) sehr gut und spielten in aparten silbergrauen Abendkleidern. wig

"Die Walküre"