"DER ROSENKAVALIER" - 6. April 2015

Ein ungewöhnlicher musikalisch hochkarätiger Richard-Strauss-Abend erwartete das Publikum bei diesen Osterfestspielen. Sir Simon RATTLE und seine BERLINER PHILHARMONIKER sorgten für diese sehr gute Orchesterleistung nebst Sängeruntermalung, wobei Maestro Rattle zu Anfang der Oper sein Orchester etwas zu laut beginnen ließ, das Orchester aber in der Folge zurücknahm, so daß man von einer sehr guten Orchesterinterpretation mit exzellenter Sängerführung sprechen kann.

Die Intendanz konnte diesen Rosenkavalier mit einem Weltsänger-Ensemble besetzen, so - in der Reihenfolge des Programmheftes - erlebte man wieder eine Anja HARTEROS in der Rolle der Feldmarschallin, die mit Bühnenpräsenz und stimmlicher Disposition nebst Ausstrahlung dafür geradezu prädistiniert ist, dazu Peter ROSE als Baron Ochs, mit seiner unvergleichen Baß-Tiefe immer wieder ein Garant für eine stimmlich humoristische Gestaltung dieser Partie, und Magdalena KOZENA mit dem ihr eigenen Stimmtimbre in der männlichen Gestaltung ein sehr guter Octavian.

Hinzu kamen Anna PROHASKA als Sophie, der die Gestaltung dieses jungen zur Heirat verurteilten unerfahrenen Mädchens mit technisch brillanten Sopranhöhen bestens gelang, Lawrence BROWNLEE als Sänger mit sehr gut gelungenen Tenorhöhen, Clemens UNTERREINER als Faninal, dem die Zeichnung dieser Figur bestens gelang, Irmgard VILSMAIER als Jungfer Marianne Leitmetzerin mit stimmgewaltiger Bühnenpräsenz, Carole WILSON und Stefan MARGITA als das Intrigantenpaar Anina und Valazacchi mit ausreichender Bühnenleistung, John in EICHEN als ebenso gut gewählter Polizeikommissar, Thomas Michael ALLEN und Kevin CONNERS als die beiden Haushofmeister der Feldmarschallin und des Faninal, wobei Herr Conners immer wieder durch seine herrlichen Studien auf der Bühne glänzt.

Alle übrigen Mitwirkenden des Abends wie Lakaien, Kellner usw. und die Kleindarsteller waren gut ausgewählt und trugen zum Gelingen dieser Abends bestens bei. Die gute Choreinstudierung des CHORS DER PHILHARMONIA WIEN übernahm wieder Walter ZEH, ebenso waren die Mädchen des CANTUS JUVENUM KARLSRUHE durch die Einstudierung von Anette SCHNEIDER bestens betreut.

Die Inszenierung des "Rosenkavaliers" hat Brigitte FASSBAENDER übernommen, einstmals einer der besten und berühmtesten Octaviane der Opernbühnen, somit also "Rosenkavalier"-erfahren, somit ist es für das Publikum unverständlich, so eine Durcheinanderwürfelung von Stileppochen in Kostümen (Dietrich von GREBNER) und Bühnenbild (Erich WONDER) zu verstehen. So gab es auch zwischen Marschallin und Octavian keine Liebesszene nach einer Liebesnacht im dazugehörigen Bett, sondern lediglich eine Vestibül-Szene mit Couch, was noch zu verschmerzen war, in welchem sich auch der gesamte 1. Akt abspielte, aber was überhaupt nicht in den Rahmen eines "Rosenkavaliers" paßt, war, daß man aus dem neureichen Faninal einen Nähmaschinenfabrikanten machte, der noch dazu die silberne Rose in seiner Fabrik an seine Sophie überreichen ließ.

Das Libretto dieser Oper stammt von keinem Geringeren als Hugo von Hofmannsthal, der diese Oper in der Zeit Maria Theresias ansiedeln wollte, nachdem sich auch die meisten Inszenierungen der Vergangenheit gerichtet haben. Sicherlich kann man dieses Werk auch in eine andere Zeit verlegen, aber man müßte sich für eine Epoche entscheiden können, was hier leider nicht geschah. So paßten auch die sonst großartig entworfenen Bühnenbilder von Erich Wonder keineswegs zu jeder Szene, vielleicht hätten sie in einer anderen Oper mehr Aufmerksamkeit finden können. Merkwürdig war auch der Kostümtausch der beiden Intriganten, Anina als Mann und umgekehrt im 1. Akt. In einem Kostüm des Rokoko war lediglich die Marschallin im 1. Akt und Octavian im 2. Akt, was in diesem Durcheinander eminent auffiel.

Es ist ja leider heutzutage üblich, daß man wenig traditionelle Inszenierungen auf der Bühne sieht, aber gerade diese immer herzerfrischende Komödie so auf der Bühne zu sehen und zu verstehen, dazu gehört viel Liebe und Verständnis für die Musik eines großen Komponisten und Kenntnis des Werks. I.St.