"TURANDOT" - 27. November 2002

Musikalisch und gesanglich war es ein Abend, der meine Erwartungen bei weitem übertroffen hat. Meine Ansprüche an " Turandot"-Aufführungen sind durch bereits Erlebtes sehr hoch, und daher sind es meist nur Einzelleistungen, die mich zwar zufrieden stellen, nicht aber eine gesamte Aufführung. An diesem Abend begab es sich aber doch, daß der Gesamteindruck sehr gut war.

Gabriele SCHNAUT mit ihrer wuchtigen, perfekt geführten Stimme in allen Lagen, war eine eiskalte Prinzessin, die nur sehr widerwillig schmolz. Mag sein, daß Fabio ARMILIATO sie seine Liebe doch nicht so spüren ließ? Gesanglich war er aber ohne Fehl und Tadel, sein "non piangere, Liu" hatte noch genügend Schmelz, bevor er in der Rätselszene zum Draufgänger wurde. Der tenorale Schlager der Oper, das "Nessun Dorma", war schön kraftvoll gesungen, ohne Brüche und mit einem fulminanten Finale.

Krassirmira STOYANOVA war eine solide Liu, die aufgrund ihres nicht ganz geschmeidigen Timbres nicht mein Herz eroberte, aber den positiven Gesamteindruck keineswegs negativ beeinflusste. Goran SIMIC war ein geradlinig singender Timur, Michael ROIDER als Altoum nur mäßig überzeugend.

Vorzüglich und für mich immens wichtig im Rahmen dieses Werkes, die Minister Ping, Pang und Pong. Ping Boaz DANIEL hat auch hier jetzt bewiesen, daß er ein sehr ausgereifter Sänger ist und eine sehr gut tragende Stimme hat. Pang Peter JELOSITS ist ein sehr verläßliches Mitglied des Ensembles, Pong Cosmin IFRIM ergänzte bestens.

Leopold HAGER nahm mit dem ORCHESTER die Musik schwungvoll, setzte Akzente dort, wo es erforderlich war, allerdings hätten weniger stimmkräftige Sänger keine Chance gegen den Klangkörper gehabt.

Die Inszenierung von Harold PRINCE wird von einer gigantischen Treppe dominiert, wie auch andere Inszenierungen davor und an anderen Bühnen, dadurch wurde die Bühne eingeengt, was den CHOR sehr unbeweglich machte und auch die Hauptdarsteller sehr statisch erschienen ließ.

Ein harmonievoller Abend. EH