"TOSCA" - 3. November 2003

Es gab Haus– und Rollendebüts, eine höchst angespannte Atmosphäre.

Sylvie VALAYRE, eine Sängerin von der man schon viel Gutes gehört hatte, debütierte als Tosca. Optisch eine Freude, eine temperamentvolle, aber auch von innigen Gefühlen geprägte Sängerin. Brillante und kräftige Höhen einerseits, dem gegenüberstehend leider eine schwache Tiefe. Auch in der Mittellage ist die Kraft nicht so stark, um das massiv auftrumpfende ORCHESTER unter der Dame Keri Lynn WILSON zu übertönen. Auch die Tempi des Dirigats machten den Sängern zu schaffen. Am Pult kein Gewinn, Sylvie Valayre, abgesehen von den kleinen Schwächen, doch der Gewinn des Abends.

Der Rollendebütant Richard LEECH sang die Arie im ersten Akt so schwach, daß sich kaum eine Hand zum Applaus rührte. Sein Auftritt war vorerst einmal geprägt von seiner Nervosität. Dann im zweiten Akt schien es, als hätte sich der Tenor gefestigt, und man wartete mit Spannung auf den letzten Akt, der aber so endete, wie der erste begann. Die Stimme sackte ab, es gab keine fließenden Übergänge, und man hatte den Eindruck, als kämpfe der Sänger, um gerade mal über die Runden zu kommen.

Renato BRUSON, der verdiente Interpret von Scarpia, Rigoletto, Gerard, Renato, der oft eingesprungen war, und so Vorstellungen wirklich im letzten Moment gerettet hatte, war wieder einmal in einer seiner Lieblingsrollen auf der Bühne. Als Vermittler der Rolle funktionierte der Sänger einigermaßen, aber stimmlich blieben viele Wünsche offen. Strahlkraft und Durchschlagskraft fehlten. Beim „Te Deum“ hatte man den Eindruck, als sänge er gar nicht mit. Ein kleines Zugeständnis, wie bereits erwähnt, das laute Orchester war nur schwer zu übertönen. Mit 67 Jahre ist das wohl natürlich, natürlich wäre auch, wenn sich der geschätzte Künstler noch zu einem Zeitpunkt zurückziehen würde, wo man mit Freude an schöne Abende denkt und einen Abgang bedauert. Es gab und gibt immer Künstler, die den Zeitpunkt richtig wählten.

Die kleinen Rollen (u.a. der Mesner Wolfgang BANKL) waren durchwegs gut gestaltet. Ein „Tosca“, die in die Operngeschichte eingehen konnte, war diese 485 (!!) Aufführung der Margarethe WALLMANN-Inszenierung nicht. Eine sehr betagte Inszenierung somit, und das Publikum zittert bereits dem Tag entgegen, an dem diese Inszenierung unbrauchbar wird und ersetzt werden muß.

Wien ist eben manchmal anders, Wien ist oft anders… EH