"COSI FAN TUTTE" - 24. März 2003

Mozart-Pflege wird nachweislich groß geschrieben in Wien, Mozart-Pflege lag auch als Idee zugrunde, als alle „Da Ponte“-Opern im Theater an der Wien während der Wiener Festwochen inszeniert wurden, und weiters war geplant, die Inszenierungen an die Staatsoper zu bringen bzw. zu übernehmen. Manchmal bleibt es bei Plänen, denn es ist lediglich bei „Cosi“ geblieben, die nun im Repertoire wieder zu finden ist.

Der ganze Da Ponte-Zyklus, der im Theater an der Wien in einer intimeren Atmosphäre gezeigt wurde und unter der musikalischen Leitung von Riccardo Muti stand, hatte ausgezeichnete Akzeptanz. Trotz Bemühungen ist es nicht gelungen, für diese Wiederaufnahme am großen Haus auch Riccardo Muti zu gewinnen. Man wählte Seiji OZAWA unseren neuen höchst sympathischen musikalischen Direktor.

Da „Cosi fan tutte“, als Inszenierung durchaus traditionell angelegt ist, hat man nach langer Zeit wieder einmal volle Konzentration auf das musikalische Geschehen legen können, da es keine abartigen Ablenkungen gibt. Welch eine Freude! Doch irgendwie kam die richtige Freude doch nicht auf. Es war eine gute Sängerriege am Start, wir haben einen an sich guten musikalischen Körper zur Verfügung, am Pult stand einer der schillernsten Dirigenten unserer Zeit, und irgendwie war die Stimmung lau.

Eine Cosi, die nicht wirklich spritzig ist...

Die Damen und Herren Sänger waren allesamt bestens disponiert und gefielen auch. Sophie KOCH war eine wohlklingende, stimmlich einwandfreie Dorabella, Soile ISOKOSKI eine Fiordiligi feinster Klangfarbe, mit starkem Textverständnis und schöner Wiedergabe. Sie legte viel Energie in die Darstellung der Rolle, aber sie ist vom Typ her nicht so ein quirliges, frisch verliebtes Mädchen wie ihre Kollegin, sondern eher ein Heimchen am Herd.

Bei den beiden Liebhabern Ferrando (Rainer TROST) und Guglielmo (Ildebrando D’ARCANGELO) sind die Vorzeichnen ähnlich. Guglielmo ist glaubwürdig, auch stimmlich gefälliger oder, sagen wir, prägnanter, Ferrando ohne Schattierungen und für mich sehr neutral. Es genügt wohl doch nicht perfekten Gesang nach Noten abzuliefern.

Das die Fäden der Intrigen ziehende Paar Don Alfonso (Alfred SRAMEK) und Despina (Stefania BONFADELLI) waren auch ungleich in der Präsenz, und so war nicht die Harmonie so gegeben, wie man es gerne hätte. Alfred Sramek hat hier eine Partie gefunden, die ihm sowohl stimmlich als auch darstellerisch bestens liegt. Vom Temperament her ist es auch für Stefania Bonfadelli eine gute Rolle, nur gesanglich ist sie für mich nicht wirklich bei Mozart beheimatet. Ihre Stärke liegt weit mehr beim Belcanto (was ich jetzt auch einer Einspielung der „Puritaner“ aus Catania, erschienen bei Arte Nova, wieder feststellen konnte).

Seiji Ozawa hat gut mit dem ORCHESTER gearbeitet, es spielt beflügelt, aber die Schwingen reichen nicht in den Opernolymp, steigen auf, fallen aber wieder zurück.

So ergibt sich eine eigenartige Situation. Einerseits Freude an schönen Momenten, andererseits aber eine gewisse Unzufriedenheit, daß es an Kontinuität mangelt. Es war zweifellos ein Abend mit hohem Niveau, aber es war leider kein Abend, dem man ein Lob ohne Einschränkungen zuteil werden lassen kann. EH