"L'ITALIANA IN ALGERI" - 3. Juni 2004

Die Inszenierung von Jean Pierre PONELLE ist auch schon in die Jahre gekommen, aber hat noch immer einen gewissen Charme. Es hängt natürlich auch sehr stark von den Protagonisten ab, wie die Stimmung sich entwickelt. Es waren Topsänger zu Gange, doch es gab einen kleinen Wermutstropfen (jene Zuschauer oder Zuhörer, die das Werk und diese Besetzung zum ersten Mal hörten, waren sicher die Glücklicheren).

Agnes BALTSA, eine Sängerin, der man viele schöne Stunden zu verdanken hatte, ist der Italienerin entwachsen. Frau Baltsa wendet sich bereits seit einiger Zeit einem gänzlich anderen Rollenfach zu und paßt auch altersmäßig zu der Rolle nicht mehr (vor allem, wenn eine extrem jugendliche Erscheinung wie der Tenor ihr zur Seite steht ). Die Stimme hatte stellenweise Mühe mit der Leichtigkeit der Musik und den Koloraturen zu recht zu kommen. Frau Baltsa schafft es natürlich noch, eine sehr respektable Leistung auf die Bühne zu bringen, sie beherrscht es vorzüglich die bestehenden kleinen Schwächen zu kaschieren, aber jenes berauschendes Erlebnis, das ich noch vor einigen Jahren hatte, ist es nicht mehr gewesen.

Der junge Juan Diego FLOREZ als Lindoro ein durchaus idealer Interpret. Die Rolle fordert mehr stimmlich, denn darstellerisch, und in vokaler Hinsicht gibt es bei dem Sänger keinerlei Probleme, alle Höhen sitzen perfekt, die Passagi mühelos. Und die Optik paßt absolut.

Bei den komödiantischen Rollen Mustafa und Taddeo war fast ein Wettstreit ausgebrochen und als amüsierter Betrachter konnte man nur mit einem Unentschieden bewerten. Ferruccio FURLANETTO ist mit seinem profunden Baß als Mustafa vokal zur Zeit vermutlich der beste Interpret der Rolle, den ich kenne, und den Spaß, den er an der Rolle hat, ist umwerfend. Gleiches gilt auch für Alfred SRAMEK als Taddeo. Stimmlich ist er sehr ausgewogen und mit der Rolle echt verwurzelt. Und wenn dann zwei so spielfreudige Sänger aneinander treffen, dann gibt es Freude und Spaß, auch für das Publikum.

Die kleinere Rolle, die arme Ehefrau Mustafas Elvira, wird von Ivana SIMAN gut und routiniert gemeistert; Zulma, ihre Vertraute, von Stella GRIGORIAN ebenfalls ordentlich interpretiert. Haly ist einmal mit einer frischen jungen Stimme gut besetzt mit Marcus PELZ.

Am Dirigentenpult Frederic CHASLIN, wie immer sehr zündend und flott den Taktstock schwingend, aber nicht immer auf Feinheiten bedacht. Der CHOR war an dem Abend ein wenig unrund.

Als Repertoirevorstellung verdiente der Abend trotz meines Einwandes eine Eins. Der Applaus war ziemlich heftig, auch viele Bravorufe, aber nicht von langer Dauer. EH