"OEDIPE" - 26. Januar 2004

Wenn man von einer positiven Überraschung in der letzten Zeit berichten darf, dann ist es eindeutig diese Aufführung. Bei dem vorangegangenen „Falstaff“ war vom Werk her bereits eine Sicherheit gegeben, die vielen großartigen Sänger ließen auch keinen Zweifel über ein Gelingen dieser Aufführung aufkommen. Aber bei dem wenig bekannten und gespielten Werk „Oedipe“ von Geroge Enescu, mußte man ja doch etwas skeptisch sein.

Aber bereits von der ersten Szene an nahm das Werk, die Musik gefangen. Das Werk wurde 1936 uraufgeführt, nachdem Enescu sehr lange daran gearbeitet hatte. Es hätte also durchaus ein sehr moderner Klang an unser Ohr dringen können, dem war aber nicht so, statt dessen erreichen uns sehr harmonische Klänge, fallweise wie Volksweisen klingend und sehr gefällige instrumentiert.

Die Inszenierung stammt von Götz FRIEDRICH, und das war offenbar ein Glücksfall, denn es kam eine einfache klare Darstellung auf die Bühne, die sich mit den menschlichen Charakteren dieses antiken Stoffes sehr gut auseinandersetzte und auch mit der Musik bestens in Einklang brachte.

Ebenso glücklich war die Besetzung der meisten Rollen. Der Finne Esa RUUTTUNEN sang Oedipe ausdruckstark, vielleicht zu Anbeginn eine Spur zu reif , aber stets sehr sicher. Die Stimme ist sehr rau, also vielleicht nicht gerade eine ideale Verdistimme, aber das war hier ja nicht gefragt. Das zweite Highlight war ohne Zweifel Marjana LIPOVSEK als Sphinx, die, da sie sehr weit an der Hinterbühne für die Zuschauer nicht sichtbar postiert war, mit Mikrophon singen mußte. Eine höchst eindrucksvolle Passage in diesem Werk.

Tiresias Alexandru MOISIUC, der Hirte Michael ROIDER und der Wächter Walter FINK waren gesanglich und von der Interpretation makellos. Der junge Adrian ERÖD als Thésée, wie schon bei anderen Gelegenheiten, ließ aufhören, ebenso Antigone PAPOULKAS als Antigone. Durchaus rollendeckend waren John DICKIE als Laios, Mihaela UNGUREANU als Mérope und Marcus PELZ als Phorbas.

Weniger glücklich durfte man mit dem Créon von Peter WEBER, der Jocaste von Margareta HINTERMEIER und dem Hohepriester von Goran SIMIC sein. Allen dreien lagen die Musik und die französische Sprache nicht gut in der Kehle.

Am Dirigentenpult stand Michael BODER, der das ORCHESTER mit sehr viel Gefühl leitete, die Musik zum Blühen brachte und die Sänger gut unterstützte.

Alles in allem eine wirklich beeindruckende Aufführung, allerdings kein Werk, daß einen breiten Publikumsgeschmack bedienen kann. Dazu fehlen die großen Arien, die Gassenhauer. EH