„WERTHER“ - 3. Oktober 2005

Ich freue mich immer wieder, wenn interessante Sänger sich ungewöhnlicheren Rollen wie Werther und Charlotte präsentieren. So geschah es nun mit Giuseppe SABBATINI, der in Wien sein Rollendebüt als Werther gab, nach einer kurzen Anlaufzeit zu einer guten Form kam, und dann ein ganz besonders schönes " Pourquoi me réveiller" sang, innig, zart und mit sanft fließenden Piani. Seine Interpretation hat sich von der strengen Linie des Regisseurs losgelöst und einen glaubhaften Träumer und Liebenden dargestellt.

Die Charlotte war ebenfalls neu besetzt mit Julia GERTSEVA, einer Sängerin, die sich schon anderweitig an der Rolle erprobt hatte, sich gut optisch und darstellerisch in die Inszenierung einbringen konnte. Stimmlich sehr ausgeglichen und von angenehmer Klangfarbe, wenn auch vielleicht manches Mal ein bißchen mehr Kraft nicht schlecht gewesen wäre.

Auch in den kleineren Rollen gab es Rollendebüts, so war Bori KESZEI eine gute stimmliche Wahl als Sophie. Adrian ERÖD als Albert ist mit der Rolle souverän vertraut, sowohl stimmlich als auch in der Darstellung, die jetzt im Laufe der Zeit mehr Kontur gewonnen hat. Januzs MONARCHA als Le Bailli war etwas rauh und zu leise, Benedikt KOBEL als Schmidt und Clemens UNTEREINER als Johann ergänzten das Ensemble.

Am Dirigentenpult nach längerer Zeit wieder in Wien Miguel GOMEZ-MARTINEZ. Der Dirigent schaffte es über weite Strecken, einen sanften Schmeichelteppich zu legen, kam aber dann in eine dramatische Hektik, die die Sänger etwas in Turbulenzen brachte, weil sie auf eine andere Gangart eingestellt waren.

Meine Eindrücke zum Baum als zentrale Figur (Regie Andrei SERBAN, Bühnenbild Peter PABST) der Inszenierung haben sich nicht geändert. Die Idee gefällt mir, wenn dann auch in verschiedenen Details nicht alles harmonisch wirkt. Und auch meine Aversion zu den Kostümen der fünfziger Jahre hat sich erhalten. Es kommt keine Harmonie auf und die Glaubwürdigkeit der Handlung leidet darunter.

Das Sängerteam wurde sehr gefeiert, der Dirigent weniger. Aber auch sein Vorgänger wurde nicht voll akzeptiert. Trotzdem ein interessanter Abend, vor allem Dank Giuseppe Sabbatini EH